gum, Du bist der Meister der Kippfiguren!
Hier scheint in der ersten Strophe vom Herz die Rede zu sein, zwar natürlich metaphorisch zu verstehen, aber dabei durchaus mit Anklängen an das konkrete Organ (die blutige Narbe in der Brust). Nur das Preisschild irritiert hier und will nicht recht zur Herzmetapher passen.
Dann kippt die ganze Figur und aus dem Herz wird in Strophe 2 ein heruntergesetztes, weil angedetschtes, Stück Obst in der Warenauslage.
In Strophe 3 greift dann ein offenbar materiell schlecht gestellter Kunde zu, der dabei aber selbst wieder wie ein alter Apfel (schrumpelig) beschrieben wird. Und jetzt kippt das Bild noch einmal, und das Obst (das lyrische Ich) osziliiert zwischen innerer Kälte und Wärme (wir sind wieder beim Herz!) mit der letzten Wendung der letzten Strophe, wo die Wärme der vorletzten Strophe sich nicht als die Geborgenheit im Einkaufskorb sondern als Welthass herausstellt.
Ein Hin- und Her von solcher Raffinesse habe ich selbst von Dir, lieber gum, selten gelesen.
Genuss pur! Begeisterung!
Da einen Titel zu finden, ist natürlich sauschwer... aber ich sähe es gerne, wenn Dir da noch etwas einfiele!
"Ohne Titel" klingt für mich etwas zu sehr nach moderner Kunst (gegen die ich nix hab - aber hier passt das für mich nicht so).
Lg,
S.