Beiträge anzeigen

Diese Sektion erlaubt es ihnen alle Beiträge dieses Mitglieds zu sehen. Beachten sie, dass sie nur solche Beiträge sehen können, zu denen sie auch Zugriffsrechte haben.


Nachrichten - Sufnus

Seiten: 1 ... 33 34 [35] 36 37 ... 125
511
Wo Enzian und Freiheit ist / Re: Dunkle Flecken
« am: April 30, 2021, 15:48:12 »
Hi AL!

Ich möchte Deinen Kommentar unterstreichen, aber auch noch einmal darauf hinweisen, dass der wesentliche Punkt des Gedichtes nicht die Schilderung einer Demenz ist (Du weist ja ganz richtig darauf hin, dass hier keine klinische Beschreibung eines typischen Verlaufs gegeben wird).

Nein - um die Demenz geht es hier eigentlich nicht - dann wäre es auch ein ziemlich unsinniges Gedicht, denn was wäre dann wohl "die Botschaft"?
- Dass Demenz ein Problem ist? Banal! Ärgerlich, einem potentiellen Leser dafür Lebenszeit zu stehlen!
- Dass auch ein Demenz-Erkrankter eine sehr hohe Lebensqualität haben und äußerst erfüllt mit der Demenz leben kann? Schon besser, aber in einem Prosatext viel nachvollziehbarer als in einem Gedicht auszudrücken.
- Dass Angehörige von Demenzerkrankten sich auch um Hilfe für sich selbst kümmern sollten? Auch ein wichtiges Thema, aber bitte ebenfalls nicht als Gedicht verfassen - hierfür ist Ratgeber-"Literatur" da.

Also: Der springende Punkt in gums Gedicht ist die "fröhliche" Frage ganz am Schluss und die will keine betuliche Ratgeberrhetorik zum Thema Demenz bieten, die will jeden (auch und gerade nicht-demente Zeigenossen) dazu bringen, einmal darüber nachzudenken, wie unser Denken sich auf das Gedächtnis auswirkt und vice versa. Denn unser Gehirn editiert in hohem Maße unser Gedächtnis und formt es (oft kontrafaktisch!) zu Bildern, die uns genehm sind. Umgekehrt wirkt aber das, was wir in Erinnerungschleifen aus den Untiefen unseres Bewusstseins ans Tageslicht befördern auch wieder auf unser Denken zurück und modifiziert unser Gehirn, bis hinein in nachweisbare strukturelle Veränderungen. Man denke (sic!) an Kästner: "Die Erinnerung ist eine mysteriöse / Macht und bildet den Menschen um... ". Das geht weit über den Bereich der Demenz hinaus.

LG!

S.

512
Das Blöken der Lämmer / Re: Der Polyp
« am: April 30, 2021, 15:26:50 »
Mein lieber gum! :)

Du hast die bewundernswerte Eigenschaft, in sehr poetisch verfassten Versen, Themenfelder für die Lyrik zu öffnen, die als bis dato weitgehend unbesungen zu gelten haben. In diesem Fall also die klassische Adenom-Karzinom-Sequenz mit einer übertragenden Conclusio in der Tradition bürgerlicher Lyrik. Wirklich faszinierend! :)

In Strophe 1 wird ein Darmpolyp (ein gutartiger Tumor) geschildert, der aus der Schleimhaut (der sogenannten Mucosa oder Mukosa) des (Dick-)Darms hervorwächst.

Dieser an sich harmlose Tumor ist durch einen Stiel (Strophe 2) fest mit der Schleimhaut verbunden. Die Schleimhaut wird dabei mit einem weichen Kissen (alter Ausdruck: Pfühl) verglichen. So führt unser Protagonist also durch die Fixierung an die Schleimhaut ein recht unbewegliches Leben, was ihn mit Neid auf die Kotballen ("Stühle") erfüllt, die an ihm vorbeiwandern.

Daraufhin erfolgt  in Strophe 3 die Inaktivierung sogenannter Tumorsuppressorgene (die in normalen Zellen eine Entartung verhindern) durch spontane Mutationen in einzelnen Zellen unseres Polypen. Die mutierten Zellen innerhalb des Polypen gewinnen einen Wachstumsvorteil durch den Wegfall der Supressorgene (die wie eine Bremse auf die unkontrollierte Zellvermehrung wirken), so dass es zur Überwucherung der gutartigen Zellen im Polypen kommt. Dabei gewinnen die mutierten Zellen auch die Fähigkeit, ihren angestammten Platz im Gewebe zu verlassen ("sich zergliedern und verbreiten") und zunächst in die nähere Umgebung einzuwandern (Migration), um dann schließlich Fernmetastasen zu bilden.

Das Ergebnis, Strophe 4, ist der Tod des Gesamtorganismus am manifesten Dickdarmkarzinom, womit aber auch der Tumor selbst stirbt.

Das Gedicht endet mit einer Warnung, "die kleinen Macker" nicht zu unterschätzen. Eine Empfehlung sich - z. B. zum Eintritt in die Rentenzeit - einer Dickdarmspiegelung zu unterziehen. Der Hintergrund ist, dass ein Dickdarmkarzinom üblicherweise nicht vom Himmel fällt, sondern sich in vielen kleinen Schritten aus einem gutartigen Adenom (= "Polyp") entwickelt, was einige Jahre in Anspruch nimmt. Wenn man also alle etwaig vorhandenen Dickdarmpolypen zu einem geeigneten Lebenszeitpunkt entfernt, hat man danach viele Jahre "Ruhe" und eine gewisse Sicherheit (100% Gewissheit gibts in der Medizin leider nicht) kein Dickdarmkarzinom zu entwickeln. Ein Alter von ca. 65 Jahren hat sich hier als Empfehlung für so ein Vorgehen ganz gut bewährt. Anders sieht es allerdings bei Personen aus, die aufgrund von Keimbahnmutationen (die bereits bei Geburt in jeder Körperzelle vorhanden sind) ein prinzipiell höheres Dickdarmkarzinomrisiko haben. Hier wird man wesentlich häufiger eine Darmspiegelung machen müssen ggf. sogar sehr frühzeitig zu ausgedehnten Operationen gezwungen sein. Das ist aber zum Glück weit weniger häufiger als der "normale" Weg zum Dickdarmkarzinom.

Ansonsten birgt das Gedicht natürlich - in Übertragung auf andere, durchaus nichtmedizinische Lebenswirklichkeiten - den generellen Rat, vermeintlich kleine Unruhestifter nicht so lange gewähren zu lassen, bis es zu spät zum Einhaltgebieten ist. :)

Ein ganz tolles Werk, lieber gum! :) *den Hut zieh*

S.



513
Zwischen Rosen und Romantik / Re: Versuch über 1. Korinther 13
« am: April 27, 2021, 21:44:19 »
Hi Agneta!

Dankesehr für Deinen Kommentar! :) Der passt ja mal ganz exakt zur Bibelstelle! :)

.... und vielleicht war die Idee mit dem Bibelverweis ohne Angabe des Textes doch nicht so der Bringer... hier also jetzt der Bibeltext in Auszügen. Es ist das Hohelied der Liebe aus dem Neuen Testament - nicht zu verwechseln mit dem Hohenlied Salomos ("er küsse mich mit dem Kuss seines Mundes... ") aus dem Alten Testament.


Und wenn ich mit Menschen- und mit Engelzungen redete und hätte der Liebe nicht, so wäre ich ein tönendes Erz oder eine klingende Schelle. Und wenn ich prophetisch reden könnte und wüsste alle Geheimnisse und alle Erkenntnis und hätte allen Glauben, sodass ich Berge versetzen könnte, und hätte der Liebe nicht, so wäre ich nichts. Und wenn ich alle meine Habe den Armen gäbe und meinen Leib dahin gäbe, mich zu rühmen, und hätte der Liebe nicht, so wäre mir's nichts nütze. Die Liebe ist langmütig und freundlich, die Liebe eifert nicht, die Liebe treibt nicht Mutwillen, sie bläht sich nicht auf. [...] Als ich ein Kind war, da redete ich wie ein Kind und dachte wie ein Kind und war klug wie ein Kind; als ich aber ein Mann wurde, tat ich ab, was kindlich war. Wir sehen jetzt durch einen Spiegel in einem dunklen Bild; dann aber von Angesicht zu Angesicht. Jetzt erkenne ich stückweise; dann aber werde ich erkennen, gleichwie ich erkannt bin. Dann aber bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; aber die Liebe ist die größte unter ihnen.


LG!

S.

514
Wo Enzian und Freiheit ist / Re: Ladenbesitzer
« am: April 27, 2021, 17:41:07 »
Hi eKy!
Ja - völlig klar... vielleicht sollte ich noch nachtragen, was gum schon angedeutet hat, bei meinen Anmerkungen aber unzureichend rüberkam: Gerade die Vielfalt der Tonlagen dieser Gedichte machen einen ganz wesentlichen Reiz aus! Daher: Wenn mich die Bordelle jetzt nicht so gepackt haben, wie das Kiosk, dann ist das mitnichten Gemecker, sondern Beleg für die Bandbreite der Sprachhabung (das Wort habe ich von Dir :) ) in dieser Serie. :)
LG!
S.

515
Im Gras wispert Hoffnung / Re: Geflügelte Worte
« am: April 27, 2021, 17:35:44 »
Hi!
Ein vierhebiger Trochäus mit Kreuzreim und abwechselnden weiblichen und männlichen Kadenzen. Kommt uns das bekannt vor? Dazu gleich. :)
Zuvor ein paar Gedanken zum Inhalt, den finde ich nämlich wahrlich erhebend - vor allem die erste Strophe zeigt einen regelrechten Jubelgestus. Man schaue sich nur die Signalworte jeder Zeile an: Flügel - Geist - Leichtigkeit - Auftrieb. Das ist ein Gesang für optimistische Luftgeister und Stimmungsaeronautiker. Die zweite Strophe ist im Vergleich hierzu um ein kaum Merkliches eingedunkelt. Die mutmachenden Parolen der ersten Strophe landen eben nur manchmal in Köpfen, in denen sie Räume für etwas Neues eröffnen können. Auch die Wiederholung der Reimendungen aus S1Z2/4 erzeugt eine ganz leichte Verengung und Entschleunigung des Überschwanges der ersten Strophe. Und schließlich endet das Gedicht mit drei Punkten, wo doch inhaltlich auch ein Ausrufezeichen setzbar gewesen wäre - die Stimme der zweiten Strophe scheint also dem Hoffnungsgesang nur bedingt über den Weg zu trauen.
Und doch ist es ein der Zukunft zugewandter Gesang, nur eben der Gesang eines denkenden Kopfes, der die Warnung, es könne auch alles anders und schlechter ausgehen, nicht völlig ausblenden möchte. Warum also halte ich hier an der optimistischen Lesart fest? Weil die oben erwähnte Form zwei Vorbilder hat, die es in sich haben: "Auferstanden aus Ruinen" und "Freude, schöner Götterfunken". Hören wir nicht beim Lesen von gums Zeilen, den Beethoven'schen Chor? Alle Menschen werden Brüder, wo Dein sanfter Flügel weilt.
Danke, lieber gum, für diese Zeilen!
S.

516
Wo Enzian und Freiheit ist / Re: Dunkle Flecken
« am: April 27, 2021, 16:54:27 »
Hi gum! :)
Eine eigenartige und beklemmende Vision (im Wortsinn eher das Gegenteil einer Vision), in der die Rückentwicklung eines Individuums beschrieben wird, das dabei trotz schwerster Ausfallserscheinungen in seltsam stoischer Weise eine Art Alltagsroutine aufrecht erhält.
Im Mittelpunkt des Gedichts steht der Verlust des Gesichtssinns (ein alter Ausdruck für den Sehsinn), was in der Handlung ganz wörtlich genommen wird, indem der Protagonist seine eigene Nase als prominentes Merkmal des Gesichts nur noch am Geruch wahrnimmt (man beachte die Doppeldeutigkeit - ist hier die Funktion der Nase als Riechorgan gemeint oder ein von der Nase verströmter Geruch?).
Auf eine beängstigende Art geht mit dem Verlust des Sehvermögens auch eine Verwahrlosung (der ungeleerte Nachttopf) und eine dementiell anmutende Denkverflachung einher, das Wort für "Nase" ist verloren gegangen und das prozessurale Gedächnis schwer gestört (nur der Kaffeeduft verrät dem lyrischen Ich, dass das morgendliche Getränk aufgesetzt wurde).
Dieser Verfallsprozess ist für den Leser verstörend, doch scheint es der Erzählstimme des Gedichts nicht sonderlich aufs Gemüt zu schlagen: "Fröhlich stell ich mir die Frage: Wem nützt das Gedächtnis nur… ?".
Mit dieser rhetorischen Frage endet das Gedicht. Oder sollte die Frage gar ernst gemeint sein?
Sehr nachdenklich gelesen!
S.

517
Wo Enzian und Freiheit ist / Re: Ladenbesitzer
« am: April 27, 2021, 15:19:11 »
Hi eKy!
Du hast hier dem Kleinunternehmertum ein Denkmal gesetzt, mithin einer Sphäre des Geschäftslebens, in der sich manche bedrohte Spezies finden lässt. Kleine selbständige Buchhandlungen, Schneidereien und wohl auch kleine Wettbüros dürften es im digitalen Zeitalter zumeist schwer haben - man wird sehen, wie viele dieser sowieso schon gefährdeten Kleinunternehmungen wohl die postpandemische Zeit erreichen. Das Bordell ist insofern allerdings ein Sonderfall; offenbar handelt es sich hier um ein überaus robustes Geschäftsfeld, das noch jede Krise überlebt hat.
Ich hoffe, Du setzt die Serie vielleicht noch etwas fort?! :) Es gäbe ja noch so manches bescheidenes Gewerbe, das eine Miniatur verdient hätte. :)
Von den bisherigen Gedichten gefällt mir auch der Kioskmann mit am besten, außerdem die Studie über den Spielzeugladen! Die beiden Bordellgedichte finde ich persönlich zu rhetorisch - unter der sprachlichen "Pracht" wird das Objekt der Betrachtung für mich ein bisschen verschüttet, ein bisschen als ließe man ein Riesensinfonieorchester plus gemischten Chor antreten, um ein Gänseblümchen, ein Würmchen oder meinethalben eine halbgerauchte Zigarette zu besingen. Dieses rein subjektive Manko nimmt aber den Sonetten natürlich überhaupt nichts von ihrer höchst vollendeten sprachlichen Gediegenheit (allein das Wort "Beschäler" ist unglaublich beeindruckend!), aber der mit weniger Aufwand präsentierte Kioskmann vermag mich persönlich emotional eher zu packen. :)
Sehr gerne gelesen und auf Weiteres hoffend! :)
S.

518
Drum Ehrlichkeit und Edelweiß / Re: Poetische Texte?
« am: April 26, 2021, 21:29:47 »
Hi, Ihr Lieben!
In der Abgrenzung der Begrifflichkeiten "Poesie" und "Lyrik" bin ich ziemlich nah bei eKy! :)

Lyrik ist für mich eine (u. a. auch stark formal definierte) Literaturgattung und bezeichnet kurze Texte, die sich durch eine starke subjektive "Stimme", ausgeprägt strukturierte Texte (durch Zeilenumbrüche oder klangliche wie rhythmische Elemente) und ein gewisse "Ästhetisierung" auszeichnen (der letzte Begriff ist etwas unglücklich - ich suche noch nach Besserem). Hingegen bezeichnet Poesie eine Qualität von Schönheit (neben anderen, von Poesie distinkten Schönheits-Qualitäten). Sprich: Ingrid Bergmann, Idris Elba, Chris Hemsworth und Rihanna sind allesamt (für mich) schöne Menschen, aber nicht alle vier sind (für mich) gleichermaßen auf eine "poetische" Weise schön (hier mag jetzt jeder seine eigene Zuordnung treffen). Es gibt also schöne Gedichte, die poetisch sind, und schöne Gedichte, die das eher in geringerem Maße sind. Und es gibt poetische Texte, die gar kein Gedicht, sondern meinethalben ein Roman, eine Kürzestgeschichte oder ein Tagebucheintrag sind.

Und wie bei eKy ist das mein ganz privates Verständnis, andere sollen die Begriffe gerne ganz anders gebrauchen. Es ist nur beim miteinader Reden wichtig, die Begrifflichkeiten des Gegenüber nachzuvollziehen. :)

LG!

S.

519
Zwischen Rosen und Romantik / Re: Tandaradei
« am: April 26, 2021, 20:20:39 »
Hi eKy!

Ganz lieben Dank für das "köstlich" - freut mich, wenn es gemundet hat! :)

Was die "Minne" angeht, so entspricht das von Dir sehr genau Beschriebene der sogenannten "Hohen Minne". Im Verlauf der mittelalterlichen Lyrik (auch darauf hast Du hingewiesen) wurden die Minnelieder zunehmend handfester (das Vogelweidegedicht, auf das der Titel anspielt, ist zwar sprachlich recht dezent, doch schildert es eindeutig stattgehabten Sex. Mit dieser Verschiebung der Minnelieder einhergehend wandelte sich auch die Bedeutung des Wörtchens Minne vom ritterlichen Geschmachte zur Bezeichnung für den Beischlaf. :)

LG!

S.

520
Wo Enzian und Freiheit ist / Re: Vergleich
« am: April 26, 2021, 18:36:27 »
Hi gum,
wie wunderschön! Eine Wiese ohne Gummibaumhaine ist wirklich nur die Hälfte wert.... ich bin ja so froh, dass Du uns nach der Winterpause wieder mit Deinem so ersprießlichem Seelen-Manna in Form poetischer Kostbarkeiten beschenkst! :) Ein Bonsai-Meister würde dem Gleichnis zwar womöglich etwas widersprechen, aber auch meine Sympathie gehört den freiheitsdurstigen Würzelchen, die nicht in einem engen Topf gefangen sein wollen.
Kleine Anmerkung nur an die unerfahreneren unter den Zimmergärtnern: Aus gutgemeinter Pflanzenliebe einem kleinen Gewächslein schon in dessen Kinderschuhen einen Megatopf angedeihen zu lassen, ist meist keine so gute Idee, weil sich dann ein unzureichend durchwurzelter Außenbereich im Topf ergibt in dessen Ambiente womöglich allerlei Pilze, Moose und ähnliches gedeihen, die dem kleinen Pflänzchen, wenns dumm läuft, das Leben schwermachen. Also: Auch in die Freiheit muss man hineinwachsen! :)
Sehr gerne gelesen!
Und liebe Grüße vom
S.

521
Zwischen Rosen und Romantik / Re: Engel
« am: April 25, 2021, 21:17:28 »
Hi Horst! :)
Also ich finde solche Expeditionen in die Vergangenheit immer sehr spannend. Und zur Verlegenheit hast Du gar keinen Grund! :) Die Zeilen machen ohne Zweifel Lust auf mehr! :) Aber: No pressure - alles easy! :)
LG!
S.

522
Wo Enzian und Freiheit ist / Re: De profundis
« am: April 25, 2021, 21:14:40 »
Lieber gum!
Danke für das Gefallenfinden - wie gesagt, es ist ein ziemlich gut "abgelagertes" Gedicht, das ich in alten Unterlagen von mir gefunden habe - obwohl das Alter thematisiert wird, war hier ein weitaus jüngeres (man kann schon sagen: junges) Alter Ego am Werke... eine kleine Zeitreise... :)
LG!
S.

523
Zwischen Rosen und Romantik / Tandaradei
« am: April 25, 2021, 00:40:43 »
Tandaradei

Herz in Hosen,
Mut mit Flügeln,
vor dem Kosen:
Geist entriegeln.

Endorphinchen
startklar kriegen,
alle Bienchen
wollen fliegen.

Sich nicht sichern,
neu erfinden,
Liebeskichern,
Booster zünden!

Sonnensegeln
durch die Sinne,
bisschen flegeln,
so geht Minne.




524
Drum Ehrlichkeit und Edelweiß / Re: Poetische Texte?
« am: April 21, 2021, 18:42:04 »
Hallo Rocco! :)
Ich genieße unseren Austausch sehr! Zu den Anmerkungen, die Du bzgl. Deines dritten Gedichtbeispiels gemacht hast, möchte ich gerne nochmal meine subjektive Sichtweise darstellen.

Du schreibst u. a.:

"Mir fällt Erich Kästner ein, dessen Gedichte pointiert sind. Ich habe (noch) keinen sagen hören, Kästner sei unpoetisch. Halt, stimmt nicht: Die Nazis haben das über ihn gesagt. Aber sie haben auch seine Bücher verbrannt. (Was hätten sie auch sonst über ihn sagen sollen?) Auch Tucholsky hat pointiert gedichtet, mit dem gleichen Ergebnis wie Kästner.

Sind Witze poetisch? Dazu müssten wir klären, welche poetischen Signale Witze haben.

Epigramme (siehe Kästner) sind poetisch, aber sicher keine typischen Witze.

[...]

Pointen finde ich poetisch, typische Witze nicht."

Meine Sicht ist: Erich Kästners Gedichte finde ich größtenteils nicht besonders poetisch. Ich bewundere Kästner sehr und er gehört (auch in seinen Gedichten!) zu meinen liebsten Schriftstellern, aber anstelle von Poesie (wie ich sie definiere), würde ich bei Kästner andere Qualitäten realisiert sehen:
Seine Gedichte sind für mich vor allem: Geistreich, anmutig, eingängig, prägnant, zugewandt, klar und unterhaltend. Das sind alles lauter positive Eigenschaften und dies erklärt den hohen Rang, den ich seiner Lyrik einräume - da "macht es nix", wenn ich andere Eigenschaften (wie eben das poetische Element) bei Kästner weniger finde. Ich hoffe, damit sitze ich in Deiner Einschätzung nicht mit Nazis in einem Boot - das tät mich dann doch etwas stören...
... und um gleich mit dem nächsten Namen weiter zu machen: Auch Tuchos Gedichte schätze ich überaus (vielleicht um ein geringes weniger als die von Kästner) und auch Tuchos Gedichte sind für mich eher selten poetisch (wenn auch geringfügig häufiger als die von Kästner). Wenn also Tuchos Gedichte insgesamt für mich ebenfalls etwas des Poetischen ermangeln, so find ich sie dafür: Klug, vielschichtig, anregend, originell und unterhaltend (den letzten Punkt teilen sich Kästner und Tucho, und es ist mit das Beste, was man über ein Gedicht sagen kann).
Diese meine subjektiven Urteile hängen eben u. a. mit meinem Verhältnis zur Pointe zusammen: Ich finde sie praktisch immer Poesie-verhindernd (aber häufig sehr unterhaltsam, also durchaus doch positiv). Warum ich das so empfinde hängt eben mit meiner Definition von  poetisch zusammen und jemand anderes mag dies ganz anders sehen. :)
LG!
S.

525
Verbrannte Erde / Re: Verätzter Blick
« am: April 20, 2021, 15:23:41 »
Hi Gum!

Sehr sehr berührende Zeilen - Du weißt Prägnanz mit Eingängigkeit und Zugewandtheit zu verbinden! :) Lieben Dank für dieses schöne Werk! :)

Den obigen Interpretationen weiß ich kaum etwas hinzufügen - im Hinblick auf eKys Hinweis, dass das Wissen um die Dürftigkeit menschlicher Existenz womöglich gerade die Sinne für den Genuss zu schärfen vermag, denke ich an die Lyrik des 30-jährigen Krieges, als es Leid im Überfluss gab und (neben den ganzen Jenseits-süchtigen Versen) auch die wohl bis dato sinnlichsten und genussfreudigsten Gedichte in deutscher Sprache verfasst wurden.

Auszug aus Carpe diem von Opitz:

[...]

Worzu dienet das Studieren
als zu lauter Ungemach?
Unter dessen läuft der Bach
unsers Lebens, das wir führen,
ehe wir es inne werden,
auf sein letztes Ende hin,
dann kommt ohne Geist und Sinn
dieses alles in die Erden.

Holla, Junger, geh' und frage,
wo der beste Trunk mag sein,
nimm den Krug und fülle Wein.
Alles Trauern, Leid und Klage
wie wir Menschen täglich haben,
eh' uns Clotho fortgerafft,
will ich in dem süssen Saft,
den die Traube gibt, vergraben.

Kaufe gleichfalls auch Melonen
und vergiss des Zuckers nicht;
schaue nur, daß nichts gebricht.
Jener mag den Heller schonen,
der bei seinem Gold und Schätzen
tolle sich zu sorgen pflegt
und nicht satt zu Bette legt;
ich will, weil ich kann, mich letzen.

[...]

LG!

S. :)

Seiten: 1 ... 33 34 [35] 36 37 ... 125