Autor Thema: Die letzte Chance  (Gelesen 660 mal)

Agneta

  • Gast
Die letzte Chance
« am: April 07, 2020, 10:09:19 »
Die letzte Chance

Und als wir es so gar nicht mehr erwähnten,
da machten wir uns vor, es wär vorbei.
Doch als mir dann die Augen plötzlich tränten,
da dachte ich: Was kommt, das sei. Das sei!

Wir haben es doch oft genug besprochen,
wir können beide nicht mehr so weit laufen.
Da sollten wir uns keinen Hund mehr kaufen!
Doch etwas ist in mir daran zerbrochen.

Als du mich sahst, bist du zu mir gekommen,
du schlecktest mich, als würden wir uns kennen
So habe ich dich auf den Arm genommen.
Du kleiner Mops, ich würd dich Junus nennen.

Du kuscheltest dich tief in meinen Kragen,
ich drückte dich, wie ich nur einen drückte.
Und in mir war, als ob die Welt verrückte,
ein tiefer Frieden, konnte nichts mehr sagen.

Wir grübelten, wie man es schaffen kann,
zwei Tage lang, mit Tochter, Schwiegersohn.
Die Kinder boten Unterstützung an,
da hatte deine Züchterin dich schon

verkauft…
Und wenn wir es so gar nicht mehr erwähnen,
dann weiß ich, wenn mir meine Augen tränen:
Es ist vorbei. Für alle Zeit vorbei.


Erich Kykal

Re: Die letzte Chance
« Antwort #1 am: April 07, 2020, 10:28:34 »
Ach, liebe Agneta!

Mir kommen die Tränen ...

So mancher, der Tiere liebt, hat so etwas in dieser Art erlebt. Ich lernte mal beim Tierarzt eine wunderschöne junge Brauntigerkatze kennen, das war kurz bevor mein Mischa mir zulief. Ich überlegte hin und her, weil ich ja damals schon beschlossen hatte, keine Katzen mehr zu nehmen - zu schwer war mir der unvermeidliche Abschied irgendwann geworden ...
Zudem lebte damals mein ältester Kater Maxi noch, und ich dachte, er würde sich nicht an eine junge Katze gewöhnen wollen. Als ich zwei Tage später wieder dort war, weil mich diese Schönheit einfach nicht losließ, hatte sie schon ein Plätzchen gefunden. Ich empfand damals sicher nicht das tiefe Weh, das aus deinen obigen Zeilen spricht, aber ansatzweise kann ich sie nachempfinden!
Was mir die Sache leichter macht ist, dass ich kein Mopsfan bin  ;) - ich halte sie für eine der hässlichsten und verzüchtetsten Hunderassen überhaupt! Aber natürlich, wenn einem so ein Tierchen ans Herz greift, ist das Äußere egal  - schließlich sind es gerade bei Tieren die inneren Werte, die zählen.

Mit Druck am Herzen gelesen!  :) :'(

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

Eisenvorhang

  • Gast
Re: Die letzte Chance
« Antwort #2 am: April 07, 2020, 21:04:40 »
Hi Agneta,

ich schließe mich Erich an!

Für eine gewisse Zeit war ich im Tierschutz tätig, jedenfalls was Vermittlung und Vorkontrollen anging.
Die Zustände in Tierheimen sind teilweise fragwürdig, hier meine ich besonders die Vermittlungspraktiken... Es gibt einige Heime in Deutschland, die den Eindruck erwecken, dass sie keine Hunde vermitteln wollen.
Da sind durchaus Vermittlungen von statten gegangen... Da konnte ich nur mit dem Kopf schütteln.

Etwas Ähnliches, was du in deinem Gedicht schilderst, geschah mir auch: Ich wollte einen neuen Hund, nach dem Willi von mir ging und in Regensburg stand ein Dogo Argentino Rüde zur Vermittlung.
Junger Kerl, bildhübsch - eigentlich war es vereinbart, dass ich den Kerl abholen sollte und einen Tag vor dem Termin meldete sich die Kontaktperson nicht mehr. Über den Verein, der sekundär hinter der Vermittlung stand, erfuhr ich, dass er an die nächstbeste Person vermittelt wurde.
Drei Wochen später wurde er zurückgegeben, weil der neue Halter überfordert war.

Was soll man dazu sagen?

vlg

EV

Sufnus

Re: Die letzte Chance
« Antwort #3 am: April 08, 2020, 10:35:33 »
Liebe Agneta,
bestimmt autobiographische Verse, oder? Dann sei fest gedrückt!
Berührte Grüße vom
Sufnus

gummibaum

Re: Die letzte Chance
« Antwort #4 am: April 09, 2020, 11:51:05 »
Bewegend geschrieben, liebe Agneta.

Mittrauernde Grüße
gummibaum

Agneta

  • Gast
Re: Die letzte Chance
« Antwort #5 am: April 09, 2020, 12:36:40 »
Ihr Lieben,
vielen Dank für eure Gedanken und fürs Mitfühlen. Vielleicht erklär ich kurz, da es leider autobiografisch ist:
Meine Tochter hat nun einen Partner, sehr empathischer und lieber Mann mit kleiner Tochter in Enkels Alter.. Dieser sah mein Leid und hatte die Idee, dass Tochter und er sich ein Hündchen kaufen, das dann oft bei uns wäre, weil die beiden ja auch arbeiten gehen. Meine Tochter hatte sich in eine schwarze Mopshündin verliebt, die ihre Zuneigung auch erwiderte. Ich bin ja eher ein Dackelfan...Also fuhren wir nacheinander hin, um das Tierchen anzusehen. Wegen Corona konnten wir ja nur einzeln...
Dieses Hündchen aber wollte von mir gar nichts wissen, der kleine Junus aber (der Name fiel mir sofort ein), der kam zu mir, später auch zu meinem Mann. So war das. Eher Zufall also.
Es geht ja nicht darum, ob man sich irgendeinen Hund kauft, da könnte ich hier in 6 Tierheime gehen, da sitzen genügend arme Seelen. Es ging darum, dass es vielleicht noch einmal einen Hund gegeben hätte, der mir so nahe gewesen wäre wie mein Janosch. Im Übrigen war es so, dass der Junus sich bisher bei allen anderen Besichtigern recht abweisend verhalten hatte.
Es nützt mir also nun nichts, nach einem anderen Hund zu schauen. Mittlerweile haben wir uns sogar einen Kleingarten reservieren lassen, damit der Hund mit den Kindern hätte im Planschbecken baden können. Darum meine große Trauer

Erich: das ist genau der Punkt. Du hast es ja mit der Katze selbst erlebt.
EV: die Tierheime wollen und müssen die Tiere gut loswerden. Es spenden zu wenige und es gibt zu wenige Helfer. Der Vorgänger von Janosch war  ein Tierheimdackel. Ein sehr vernachlässigtes und schwieriges Tier. Draußen. Zu uns nicht.Sehr krank und sehr alt. Hatte kein einziges Haar, obwohl es ein Rauhaardackel war. Ich habe mich verliebt, aber erlebte nur noch 2 Jahre, denn er war nicht 9, wie man uns sagte, sondern schon viel älter. Dennoch bereue ich es nicht. Es war gut für das Tier und gut für uns.

Sufnus:
danke fürs Drücken. Ich kann es gebrauchen in dieser furchtbaren Stadt. Heute morgen sah ich, dass man mir mein Auto, auf das man wohl neidisch ist, mit Farbe bepinselt hat.
Gummibäumchen,
auch dir lieben Dank für deine netten Worte.

Euch allen rechne ich es hoch an, dass ihr immer wieder Anteil nehmt. Aber jetzt setzte ich gleich mal wieder eine Satire ein... nicht über Hunde... sonst mögt ihr mich bald nicht mehr lesen...

Liebe Grüße von Agneta

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