Zur Blüte (Doppelsonett)
1
Ein Abend senkt sich auf die harte Erde,
und Vögel trillern, in das Kahl geboren.
Was hatte ich vorm Umzug mir geschworen?
Dass alles frischer, neu und anders werde.
Verdorrte Beete fangen meinen Blick,
die lange hier ein jeder übersah.
Das eine schmiegt sich an die Wand, so nah,
und wieder einmal denke ich zurück.
Am nächsten Tag kauf ich Lavendel, Rosen,
paar Astern, gelb wie eine Seelensonne.
Nicht ohne ihre Blüten zu liekosen.
Ich hacke, dünge, pflanze ein mit Wonne.
Der Abend senkt sich auf das Blumenbeet.
Ein Mann kommt näher, schaut erstaunt und geht.
2
Am Tag darauf, als ich die Pflanzen gieße,
eilt er heran, ein zweiter ist dabei.
„Sie sind hier neu und nicht entscheidungsfrei!“.
Es scheint, als ob er diesen Satz genieße.
Der Andre lächelt hohl, es macht ihn wichtig.
Ich schaue auf die Blumen, die sich strecken
und ihre Köpfe zu der Sonne recken.
„Ach schau“, sag ich, „ich find es aber richtig.“
„Sie müssen alle Eigentümer fragen,
bevor Sie hier die Beete neu bestücken!“
Ich werd euch mit Magnolien noch beglücken,
denk ich und schweige. In den nächsten Tagen!
Und Vögel werden zwitschern in den Zweigen,
wenn Abende sich über Blüten neigen.