Autor Thema: Ein Abendmahl  (Gelesen 813 mal)

Erich Kykal

Ein Abendmahl
« am: Juli 27, 2013, 00:30:48 »
Auf dem Tische ruhend die geschliffne Schale,
Jadeglanz, darin die Blicke sich verlieren,
wie die nie zuvor gewahrte Kapitale
ungelesener Geschichten, die berühren.

Ihr zur Seite, wie in lauer Nacht vergessen,
jene zarte Form geschliffenen Kristalles,
deren unterste Facetten wie besessen
letzte Röte splittern von dem Trunk des Mahles.

Aus der grünen Schale aß man reife Trauben,
aus dem schönen Glase trank man ihren Wein.
So vereint sind selten nur Vernunft und Glauben -
kann die Frucht ernährend wie berauschend sein!
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

Daisy

Re:Ein Abendmahl
« Antwort #1 am: Juli 28, 2013, 21:38:51 »
Hallo Erich,

"wie die nie zuvor gewahrte Kapitale ...", da kann ich leider nicht ganz folgen!?

Du benützt wie üblich deine hervorragende Sprache, um ganz spielerisch dieses Stillleben zu "malen",
trotzdem geht es irgendwie an mir vorbei, sicher deshalb, weil ich ein bissl auf der Leitung steh.

Wie dem auch sei, wenigstens habe ich mitbekommen, dass es um Wein geht und so ist für mich alles wieder gut!  ;D
Am besten gefällt mir S3, denn da habe ich alles ganz genau verstanden!  ;)

LG Daisy


Erich Kykal

Re:Ein Abendmahl
« Antwort #2 am: Juli 29, 2013, 00:27:07 »
Hi, Daisy!

Das Gedicht beschreibt eine Schale mit Trauben und ein (fast) leeres Weinglas auf einem Tisch uns spinnt sie in eine philosophische Betrachtung ein.

Kapitale: hat 2 Bedeutungen, entweder Hauptstadt oder Großbuchstabe (römisch). Hier ist letztere Bedeutung gemeint: Die Schale beherrscht den Tisch wie der - früher eben oft prächtig gestaltete - Anfangsbuchstabe ungelesener Geschichten (Prachtletter). Damit wollte ich ausdrücken, dass ihr Anblick die Fantasie anregt.

S2: Die letzte Röte vom Trunk des Mahles (ein Rest Rotwein) wird von den Facetten des Kristallglases gebrochen (sie "splittern die Röte").

Ich hoffe, die Bilder funzen nun! ;D

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

cyparis

Re:Ein Abendmahl
« Antwort #3 am: August 04, 2013, 10:22:04 »
Selbstverständlich, lieber Erich,

sehe ich alles vor mir!
War ich doch dabei, als Du die Schale bergen konntest....
und das Kristall wurde auch von mir geleert.

Wunderschön und ungewöhnlich!


Für mich ein Sonntagsgenuß, fernab jeder Kapitale!


Lieben Gruß
von
Cyparis
Der Schönheit treu ergeben
(Lady Anne von Camster & Glencairn)
copyright auf alle Texte

Erich Kykal

Re:Ein Abendmahl
« Antwort #4 am: August 04, 2013, 11:27:11 »
Hi, Cypi!

Vernunft oder Glaube - ich glaube, da war ich recht philosophisch drauf! :D

Danke für deinen doppelten Genuss: An nämlichem Tische sowie an diesen Zeilen darüber!

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
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