Die inneren Ängste

[galapapa]

Es ist ein Tag wie jeder andere,
in Müdigkeit verlieren sich Gedanken,
die um Bedeutungslosigkeit sich ranken
wenn ich im Unbewussten wandere.

Mir fehlt ein Quäntchen nur zum neuen Ufer;
ganz ohne mich zu quälen geb ich auf,
lass der Bestimmung folgsam ihren Lauf
und hör nicht auf den Rat der fremden Rufer:

Es gibt ein Dasein nach des Todes Klagen,
es überdauert, was im Herzen wohnt;
des Lebens Mühen werden einst belohnt!
Das hör ich all die Ängste in mir sagen.

Doch ich erschlag die Geister, ehe sie erwachen
und geh zurück auf meine rechten Pfade,
bevor ich den Verstand im Glauben bade
und Hirngespinste mich zum Narren machen.

[Erich Kykal]

Hi, Charly!

Schön das! Erst glaubt man an das Lamento eines ewig müde um sich Kreisenden, dann aber verweigert er sich der Tröstung durch die Illusion des Glaubens und spricht der Vernunft das Wort - so zumindest meine Deutung.

S4Z2 - Da sollte stehen: "und geh zurück nach meinem rechten Pfade"

So hättest du einen sauberen Reim mit Z3, und sprachlich anspruchsvoller wie lyrischer klingt es obendrein!

Sehr gern gelesen!

LG, eKy

[galapapa]

Hallo Erich,
Deine Deutung kommt ziemlich ganu hin. Danke fürs Lob!
Danke auch für Deinen Hinweis. Es handelte sich um einen Schreibfehler: In S4-V3 musste es heißen "bad" und nicht "bade".
Den Wechsel von weiblichen und männlichen Kadenzen wollte ich nicht durchbrechen.
Herzlichen Gruß!
Charly

[cyparis]

Lieber Galapapa -


wieder einmal mit wundervollen Versen mir direkt aus dem Herzen geschrieben!
Als könntest Du aus der Ferne meine Gedanken lesen.


Herzlichen Gruß
von
Cyparis

[Erich Kykal]

Hmm!
In S1 sind alle Kadenzen weiblich, in S2 und 3 werden die mittleren männlichen von 2 weiblichen umfasst, und in S4 könnten (wie in S1) wieder alle weiblich sein - DAS wäre symmetrisch!
Zudem liest sich das verkürzte "bad" reichlich unharmonisch. An deiner Stelle würde ich außerdem weniger Wert auf diesbezügliche Symmetrie um jeden Preis legen als auf flüssige Lesbarkeit und harmomische Dynamik des unmittelbaren Textes!
Mein Rat (nach wie vor): "...nach meinem rechten Pfade/...bade"

LG, eKy

[galapapa]

Liebe Cyparis,
und wieder einmal ein so ansprechendes und wohltuendes Lob von Dir. Ganz lieben Dank dafür.
Herzliche Grüße!
Galapapa

Hallo Erich,
ja, Du hast Recht; das in der ersten Strophe habe ich übersehen.
Ich hätte Deinen Vorschlag gleich übernommen, doch hat mir das "nach" nicht gefallen; ich wollte ja  a u f  meinen rechten Pfad zurückkehren.
Ich hab's nun anders gelöst, das wird uns beiden gerecht meine ich.
Danke nochmal und liebe Grüße!
Galapapa

[Daisy]

Lieber Galapapa,

auch das wieder ein Gedicht, das mich gleich gefangen nimmt, so mag ich es!

Selbst wenn deine Gedichte oft von Melancholie getragen sind, wirken sie auf mich nicht düster.
Ich entdecke stets eine große Gefühlstiefe, die mich sehr berührt.

Wie immer sehr gern gelesen!

Herzlichen Gruß von
Daisy

[galapapa]

Liebe Daisy,
danke für Dein berührend formuliertes Lob! Ich freu mich schon immer drauf.
Es stimmt, dass meine Gedichte oft von Melancholie getragen sind, dieses war jedoch nicht so gemeint. Es ging mir hier um die Dinge, die wir nicht begreifen können und um die Frage, ob man dieses Unvermögen mit einem Glauben kompensieren soll.
Vielen Dank und liebe Grüße!
Galapapa