Autor Thema: Schleichende Katze  (Gelesen 3906 mal)

Erich Kykal

Schleichende Katze
« am: Juli 19, 2014, 12:02:16 »
So seidenzart das Spiel des späten Lichtes
im dunklen Fell, das jegliche Bewegung
in Szene setzt mit seiner weichen Regung,
als löse die Bedeutung des Gewichtes

mit ihrem Gang sich in den Reflektionen
der Flanken auf und in der Schritte Gleiten,
wie im geschmeidig sachten Widerstreiten
bewölkter Schatten, die darinnen wohnen.

Wenn große grüne Augen unversehens
ein Ziel fixieren vor dem Sprung zur Beute,
wenn stille Kraft sich ballt zu einer Lanze,

verspüre ich ein Lächeln des Verstehens
für alles, was du bist, ob gestern, heute
und immer weiter fort in deinem Tanze.
« Letzte Änderung: November 25, 2021, 17:39:08 von Erich Kykal »
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

cyparis

Re:Schleichende Katze
« Antwort #1 am: Juli 19, 2014, 18:38:06 »
Das ist viel zu schön, als daß ich es adäquat kommentieren könnte!



Cyparis
Der Schönheit treu ergeben
(Lady Anne von Camster & Glencairn)
copyright auf alle Texte

gummibaum

Re:Schleichende Katze
« Antwort #2 am: Juli 19, 2014, 19:44:25 »
Hallo Erich,

die gleitende Bewegung von Körper, Fell und Licht ist im Gleiten der Verse wunderschön nachgebildet. Mit Genuss gelesen.

LG gummibaum

Erich Kykal

Re:Schleichende Katze
« Antwort #3 am: Juli 19, 2014, 19:54:00 »
Hi, Cypi!

Applaus durch selbstverleugnende Unterlassung? Wirklich gut! ;) :D

Hi, Gum!

Danke für diesen Satz! Das Bild der schleichenden Katze stand mir beim Schreiben immer deutlich vor Augen, die Zeilen schmiegten sich dann sozusagen an dieses Bild.

S2 hab ich nochmals geringfügig überarbeitet.

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

Schwager

Re:Schleichende Katze
« Antwort #4 am: Juli 26, 2014, 20:10:44 »
Sehr schön, da fiel mir sofort Rilkes Panther ein:

Der weiche Gang geschmeidig starker Schritte,
der sich im allerkleinsten Kreise dreht,

Erich Kykal

Re:Schleichende Katze
« Antwort #5 am: Juli 27, 2014, 00:43:27 »
Hi, Schwager!

Auch wenn ich mich nie mit diesem Genie vergleichen würde, so wird Rilke doch immer mein lyrisches Vorbild sein!

Danke für die Gnade, zumindest an ihn erinnern zu können. :)

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

Jana

Re:Schleichende Katze
« Antwort #6 am: Juli 27, 2014, 15:22:37 »
Lieber eKy,

ein wunderschönes Gedicht. Mich beeindruckt vor allem deine Wortwahl.:)

Beeindruckt,
Jana

Erich Kykal

Re:Schleichende Katze
« Antwort #7 am: Juli 27, 2014, 15:35:36 »
Hi, Jana!

Die Wortwahl ist das wichtigste! Nicht alleine generierst du so den lyrischen Fluss, eine gleitende Sprachmelodie, du beeinflusst auch die Emotionen des Lesers. Denn Worte machen die Bilder im Kopf, und je nach Wortwahl kannst du diese Bilder in beliebiger Richtung emotional intensivieren.

Beim Sprachklang achte darauf, Konsonantenhäufungen zu meiden, auch schrille Vokale wie zuviele "i"s. Wenig Verschluss- und Zischlaute machen die Sprache weicher, runder, und "dunkle" Klänge (a,o,u) vermitteln Beruhigung, vor allem als lange Vokale. Vermeide Hebungsprall und Konsonantenprall zwischen Wörtern - der Fluss der Sprache soll möglichst obstruktionsfrei fließen.

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

Seeräuber-Jenny

Re:Schleichende Katze
« Antwort #8 am: Juli 27, 2014, 18:00:07 »
Hi Erich,

geschmeidig wie die Katzen sind deine Verse. Ich sehe die eleganten, majestätischen Katzen des Franz Marc vor mir, deren wilde Schönheit mich fasziniert.

Sehr poetische Sprache, die der Schönheit der Katzen gerecht wird!

Ein paar Vorschläge noch:

So seidenweich das Spiel des späten Lichtes (Seidenzart ist eigentlich nicht gebräuchlich, vielleicht eine Wortschöpfung von dir? Ich würde lieber "seidenweich" nehmen, auch wenn es etwas abgegriffen wirken mag.)
im dunklen Fell, das jegliche Bewegung
in Szene setzt mit einer sanften Regung,
("Weich" steht in meinem Vorschlag nunmehr in der 1. Zeile.)
als löste die Bedeutung des Gewichtes

mit jedem Schritt sich auf in Reflektionen
der Flanken, in ihr anmutiges Gleiten
(Hier verwendest du in der 1. und in der 2. Zeile das Wort "Schritt". Evtl. ist diese Wiederholung ja von dir beabsichtigt. Wenn nicht, würde ich sie vermeiden.)
wie im berückend sachten Widerstreiten (Das Wort "hypnotisch" und den Bindestrich empfinde ich in diesem poetischen Gedicht als zu prosaisch.)
bewölkter Schatten, die darinnen wohnen. (Wo?)

Ein sehr schönes Gedicht, dass ich gern in den Kalender der Berliner Stadtkatzen aufnehmen würde.  :)

Lieben Gruß
Jenny
« Letzte Änderung: Juli 27, 2014, 19:04:52 von Seeräuber-Jenny »
Ideale sind wie Sterne. Wir erreichen sie niemals, aber wie die
Seefahrer auf dem Meer richten wir unseren Kurs nach ihnen.
Carl Schurz

Erich Kykal

Re:Schleichende Katze
« Antwort #9 am: Juli 28, 2014, 12:46:16 »
Hi, Jen!

Natürlich kannst du es aufnehmen! Habe ich es nicht ebendazu in deinem Kalenderfaden überhaupt erst gedichtet?

"Seidenzart" ist ein mir durchaus geläufiger Begriff.

Das "auf" in S2 ist in Z2 besser aufgehoben, aber mit den "Schritten" hast du recht. Auch das "berückend" gefällt mir, aber "geschmeidig" gefällt mir noch besser - das wollte ich ohnehin noch unterbringen. Vielen Dank!

LG, eKy
« Letzte Änderung: Juli 28, 2014, 12:54:19 von Erich Kykal »
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

Seeräuber-Jenny

Re:Schleichende Katze
« Antwort #10 am: Juli 28, 2014, 13:08:46 »
Hi Erich,

wie schön, dass unser Katzenkalender zu dichterischen Höhenflügen verleitet!

"Seidenzart" ist weder im Duden noch im Bertelsmann zu finden. Google kennt "Seidenzart" nur als Firmennamen. Möglich, dass dieses Wort in Österreich geläufig ist. Jedenfalls gefällt es dir und du hast es in deinen Wortschatz übernommen. Das ist schon in Ordnung.

"Geschmeidig" passt ausgezeichnet.

Lieben Gruß
Jenny
« Letzte Änderung: Juli 28, 2014, 13:37:31 von Seeräuber-Jenny »
Ideale sind wie Sterne. Wir erreichen sie niemals, aber wie die
Seefahrer auf dem Meer richten wir unseren Kurs nach ihnen.
Carl Schurz

cyparis

Re:Schleichende Katze
« Antwort #11 am: Juli 28, 2014, 14:03:19 »
Aber, aber -

es gibt nicht nur seidenweich, es gibt auch seidenzart.
Ist sogar hier bei uns in der Provinz geläufig! :)
Der Schönheit treu ergeben
(Lady Anne von Camster & Glencairn)
copyright auf alle Texte

Daisy

Re:Schleichende Katze
« Antwort #12 am: Juli 29, 2014, 14:30:02 »
Hallo Erich,

jeder einzelne Vers zeigt, dass dir Katzen und ihre Bewegungen sehr vertraut sind.

Wie schade, dass der alte Maxl nicht lesen kann! Er würde sich über eine so liebevolle Hommage sicher unbändig freuen.
Aber macht nix, freue ich mich einfach an seiner Stelle und sage danke für dieses schöne Gedicht!

Rein gefühlsmäßig wäre für mich "Reflexionen" die richtige Schreibweise gewesen, aber damit kann ich natürlich auch völlig falsch liegen.

Schönes Katzengedicht, gefällt mir!

LG Daisy

Seeräuber-Jenny

Re:Schleichende Katze
« Antwort #13 am: Juli 29, 2014, 14:59:28 »
Daisy hat natürlich recht: das Substantiv von "reflektieren" ist die "Reflexion".

Die Ableitung "Reflektion" ist nach den Rechtschreibregeln zwar falsch, wäre aber vom Sinngehalt her m.M.n. in Gedichten vertretbar.

Da der Fehler aber sehr häufig gemacht wird, muss man sich einmal genauer ansehen, warum das k in „Reflektion“ so verlockend ist. Viele vor allem technische Dinge leiten sich vom „reflektieren“ ab, wie beispielsweise der Reflektor am Fahrrad. Auch in geistigen, philosophischen Angelegenheiten wird einiges reflektiert. Dahingegen wird mit einem „Reflex“ eher eine unkontrolllierbare, physische Reaktion auf einen äußeren Reiz verbunden. Der Unterschied mag zum einen in der Wortähnlichkeit liegen, zum anderen aber auch in der Auffassung der Bereiche, in denen diese Wörter verwendet werden.

http://germanblogs.de/reflektion-oder-reflexion-ableitung-des-lateinischen-wortes/

Anders hier, denn hier wird das Wort im ursprünglichen und nicht im übertragenen Sinn verwendet.

Liebe Grüße
Jenny
« Letzte Änderung: Juli 29, 2014, 15:01:11 von Seeräuber-Jenny »
Ideale sind wie Sterne. Wir erreichen sie niemals, aber wie die
Seefahrer auf dem Meer richten wir unseren Kurs nach ihnen.
Carl Schurz

Erich Kykal

Re:Schleichende Katze
« Antwort #14 am: Juli 29, 2014, 21:38:35 »
Hi, Jen, Daisy!

Ich habe das Wort vor vielen Jahren schon einmal in einem Katzengedicht verwendet (Schwarzer Panther) und mich damals kundig gemacht. Ich fand heraus: Sowohl "Reflektion" als auch "Reflexion" sind gültig und richtig.
Damals habe ich mich für "Reflexion" entschieden, diesmal für das andere Wort, in beiden Fällen, weil die jeweilige Form ein wenig besser in die Sprachmelodie passte.

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
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Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.