Autor Thema: Selbst entscheiden  (Gelesen 541 mal)

Agneta

  • Gast
Selbst entscheiden
« am: April 16, 2020, 12:23:49 »
Selbst entscheiden

Wir fragen uns oft: Tat ich gut, tat ich richtig?
Und doch ist die Antwort im Endeffekt nichtig.
Entscheidungen selbst in der Hand zu behalten,
heißt Freiheit, heißt, Leben autark zu gestalten.

Denn manches, was falsch schien, entpuppt sich als richtig,
drum nimm den Moment heute gar nicht so wichtig.
Am Ende wird alles sich fügen und richten,
wir sehen doch immer nur ganz dünne Schichten

vom Teppich des Lebens, der unfertig ist,
bis irgendwer einst uns das Totentuch misst.
Entscheide dich selbst- suche nicht,dies zu meiden!
Denn sonst werden andere für dich entscheiden.

Erich Kykal

Re: Selbst entscheiden
« Antwort #1 am: April 16, 2020, 13:26:57 »
Hi Agneta!

Sehr schön und wohlgelungen!

Das Reimschema ist simpler Stabreim (AABB), unterstützt aber gut das rhythmische "Stampfen" des daktylischen Metrums: xXxxXxxXxxXx

Einziger Wermutstropfen: Die Abweichung zur männlichen Kadenz in den ersten beiden Zeilen der dritten Strophe.

Wie wäre es so?

vom Teppich des Lebens, der jäh uns entgleitet,
wenn irgendwer einst uns das Totentuch breitet.


Damit hättest du durchgehend weibliche Kadenzen, was der Sprachmelodie des Textes sehr zugute käme.


Sehr gern gelesen!  :)

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

Agneta

  • Gast
Re: Selbst entscheiden
« Antwort #2 am: April 17, 2020, 19:17:26 »
dein Vorschlag ist nicht schlecht, lieber Erich. Ich finde jedoch, der Kadenzbruch passt stilistisch gut, Ende ist hart. Wie du wei?t, mache ich die Kadenzen nach Gef?hl, oft mit dem Inhalt verbunden. Ebenm??ig ist manchmal auch langweilig.
Vielen Dank und bleib gesund lG von Agneta

Sufnus

Re: Selbst entscheiden
« Antwort #3 am: April 19, 2020, 15:53:46 »
Ganz tolle Verse, Agneta!

Daktylisches Reimen ist eine ziemlich anspruchsvolle Geschichte, wenn es natürlich und nicht gedrechselt klingen soll... in diesem Text flutscht es nur so in einem schicken Walzer-Rhythmus (mit ganz leichtem Disco-Beat) dahin! Sehr schön! Und die männlichen Kadenzen in S3 erscheinen mir auch stimmiger - Sinn schlägt Form, würde ich sagen! :)

Drei Mini-Korinthen:
- In S1Z4 bremst mich das Komma rhythmisch etwas aus, mir persönlich gefiele besser:
"heißt Freiheit, heißt Leben, autarkes gestalten."
- In S2Z2 müsste es eigentlich heißen: "nicht gar so wichtig" (was etwas ganz anderes meint als "gar nicht so wichtig"). Da das metrisch nicht hinhaut, Vorschlag: "drum nimm den Moment und Dich selbst nicht so wichtig".
- S3Z3: Fehlt ein Leerschlag vor dem Komma.

Sehr sehr gerne gelesen und genossen!

S.

Agneta

  • Gast
Re: Selbst entscheiden
« Antwort #4 am: April 20, 2020, 11:32:18 »
danke, lieber Sufnus, ja, ab und zu muss es mal daktylisch sein. Die Metrikform kommt mir immer ganz von alleine, je nach Thema. Daktylen brauchn immer viel Stoff, darum eignete sich dieses Gedicht dafür.

Ich kann da keine unsaubere Stelle in der Metrik entdecken. Betonung liegt auf gar, wie sie soll...
LG von Agneta