Autor Thema: Salvador Dali  (Gelesen 1291 mal)

Erich Kykal

Salvador Dali
« am: August 01, 2021, 13:31:22 »
Du kanntest jenes Land, wo die Giraffen brennen,
von Stelzenelefanten und gekochten Bohnen,
und ohne jenen Wahnsinn, den wir Wahrheit nennen,
wo deiner Träume unerlöste Farbenhuren
in jedem Spiegelbild aus nackten Teichen wohnen,
verschmelzend mit der Zeit auf deinen weichen Uhren.

Wo Schiffe schwellend ihre Schmetterlinge hissen
auf einer Reise ohne vorgefasste Grenzen,
wie aus dem Reich der Logik gnädig fortgerissen,
um dort zu ankern, wo die Fische Tiger speien,
und holde Triebe jene Offenheit kredenzen,
die wir uns in der Welt der Wachen nie verzeihen.

Du warst der Künder einer unerlösten Seite
im Wunderbuch des Lebens, als du endlich maltest,
was brodelnd in uns gärte wie im Widerstreite
mit allem, was uns sicher machte, zu obsiegen,
und mit der Währung deines Seelenheils bezahltest,
was wir im täglich Funktonierenden verschwiegen.
« Letzte Änderung: August 01, 2021, 13:34:11 von Erich Kykal »
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

Sufnus

Re: Salvador Dali
« Antwort #1 am: August 10, 2021, 13:39:24 »
Hi eKy! :)
Deine Reverenz an Dalí gefällt mir durchaus besser als seine berühmten Bilder der surrealen Periode, die ich immer als etwas zu sehr "in-the-face" empfinde und auch auf eine gewisse Weise als kitschig.
Bei Deinem Gedicht gefällt mir übrigens Strophe 2 am besten, hier wird die  Welt der Phantasie und sehr schön der Welt des Nüchternen "Realitäts"-Abgleichs gegenüber gestellt. :) In Strophe 3 wird dies kommentierend noch weiter ausgeführt und das bräuchte ich persönlich nicht unbedingt, aber Dir ging es hier offenkundig gerade um eine Conclusio, einen Abschluss des Gedankens.
LG!
S.

Erich Kykal

Re: Salvador Dali
« Antwort #2 am: August 10, 2021, 14:21:12 »
Hi Suf!

Da geht eben jeder Autor nach seinem eigenen Gusto. Abrundung und Schlussgedanke sind mir sehr wichtig, bei einem Ende nach S2 hätte mir persönlich einfach noch etwas gefehlt.

Auch ich stehe Dalis Werk seltsam zerrissen gegenüber - einerseits war ich als Knabe begeistert von der realistischen Darstellung, zugleich aber verbunden mit so surrealer Inhaltlichkeit, wie abfotografierte verschlüsselte Traumbilder. Das hat mich magisch angezogen, auch wenn ich damals kaum etwas davon zu deuten wusste.

Andererseits kann man - wie du richtig bemerkst - in manchen Werken einen Hang zu einem etwas schräg anmutenden Kitsch nicht verhehlen - so als hätte der Künstler einfach die Spielkiste eines Kindes ausgeleert und das wirre Ergebnis in Öl verewigt. Der strenge Fotorealismus in der Darstellung ist hier nicht immer das perfekte Mittel.

Jedenfalls wollte ich ihm schon lang ein lyrisches Denkmal setzen, allein schon meiner frühjugendlichen Begeisterung für sein Schaffen zuliebe!

Detail: Als junger Mann war er extrem gutaussehend, im Alter wirkte er hingegen verlebt, maniriert und versponnen. Er stilisierte sich selbst zur Kunstfigur - sowas tut einem Ego niemals gut ...

Vielen Dank für deine Gedanken!  :)

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.