Autor Thema: Mühlviertel, meine Heimat  (Gelesen 1321 mal)

Erich Kykal

Mühlviertel, meine Heimat
« am: November 10, 2013, 16:08:27 »
So zeig mir die tiefgrünen Wälder im Reigen
der wogenden Hügel in träumender Runde,
und wie ihre Wipfel im Winde sich neigen,
als neigten sie mir sich zu ewigem Bunde.

So zeig mir die saftigen Wiesen am Grunde
der Täler am Abend im goldenen Licht,
die funkelnde Stimme aus steinernem Munde,
wo rauschende Kühle Vergessen verspricht.

So zeig mir die einsamen Höfe, die Weiler
mit Wärme und Zuflucht in heulender Nacht,
wo dichter die Bäume noch stehen und steiler
die Kämme sich recken in zeitloser Wacht.

So zeig mir die Bilder, geborgen im Herzen,
unlösbar verbunden mit Wissen und Wesen,
und lass sie mir leuchten wie ewige Kerzen,
das heimliche Buch meines Lebens zu lesen.
« Letzte Änderung: Januar 28, 2014, 20:57:40 von Erich Kykal »
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

gummibaum

Re:Mühlviertel, meine Heimat
« Antwort #1 am: November 10, 2013, 17:01:20 »
Der Daktylus trägt unweigerlich den Tanzschritt in die Zeilen, was die Landschaft belebt. Schöne Bilder wie der "steinerne Mund" und die "funkelnde Stimme", bringen, wie bei der gemeimenten Quelle, die gefühlsmäßige Wirkung der Landschaftskomponenten gut zum Ausdruck. Die Innenwelten der von der Natur und dem Lebenstil geprägten Menschen stehen am Schluss, wobei mir zwei Abstrakta (Seele, Wesen) in einem Vers demselben ein etwas zu Verschwebtes einpflanzen.

Ich bin durch deine Zeilen mitten hinein versetzt in alle Winkel und Weiten dieses schönen Gebietes. Danke, Erich.

LG gummibaum

Erich Kykal

Re:Mühlviertel, meine Heimat
« Antwort #2 am: November 10, 2013, 20:42:51 »
Hi, Gum!

Danke für die freundlichen Gedanken!

Die Stelle mit Seele hat auch mich beschäftigt, zumal dieses Wort auch gar nicht so gut in die Satzmelodie passt. Alternativ habe ich an "Wille und Wesen" gedacht, auch ein Abstraktum, aber wenigstens ein Stabreim...

Ein richtig gut sich einfügender Begriff ist mir da noch nicht eingefallen.

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

Daisy

Re:Mühlviertel, meine Heimat
« Antwort #3 am: November 10, 2013, 22:29:57 »
Hallo Erich,

was für eine wunderbare Liebeserklärung an die Heimat! Klasse Rhythmus und Melodie!

Ich bin ganz zuversichtlich, dass sich noch ein passender Ersatz für Seele in deiner Wortschatzkiste finden lässt!  :)

Mit großer Begeisterung gelesen!

LG Daisy

Erich Kykal

Re:Mühlviertel, meine Heimat
« Antwort #4 am: November 11, 2013, 19:32:25 »
Hi, Daisy!

Vielen Dank für den Kommi! Hab es jatzt mal mit "Wissen" versucht anstelle der "Seele". Ich denke mal, das kommt hin, klanglich wie inhaltlich.

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

Daisy

Re:Mühlviertel, meine Heimat
« Antwort #5 am: November 12, 2013, 14:37:06 »
Siehst du, ich hab's gewusst!  ;)  Passt!  :)

Erich Kykal

Re:Mühlviertel, meine Heimat
« Antwort #6 am: November 12, 2013, 18:48:16 »
Hi, Daisy!

Das freut mich! :)

Hier habe ich auch den Kadenzwechsel symmetrisch eingebaut: S1 und 4, also quasi Einstieg und Conclusio, haben durchweg weibliche Kadenzen, und die beiden Strophen, wo die Kadenzen wechseln (wmwm), sind mittig platziert.

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

Phoenix-GEZ-frei

Re:Mühlviertel, meine Heimat
« Antwort #7 am: November 14, 2013, 21:23:51 »
Du lieber Erich,

zeigst mir, wie nahe, wie groß, deine ganzen Sinne
Nahe dem sind, was wahrhaftig schön und ist.

So greif bar, so nahe
am menschlich sein das jede Kanzelrede zur Farce wird.

Das Erfassen dieser kaum möglichen Schönheit,
so denn sie unberührt ist
Oder zu mindestens wertgeschätzt wird.

Was muss es dir wehtun, wenn man sich an dem vergreift.

Deine vierte Strophe ist eine Hymne an deine Heimat
in den Bildern, wie du sie aufgenommen hast.

Keine Kamera der Welt könnte solche Bilder festhalten.

Entschuldige bitte mein Stottern,
es ist mein suchen um deines
zu würdigen.

Ganz lieben Gruß
von einem der tauchen durfte in die Tiefe der Natur.

Der Phönix

Erich Kykal

Re:Mühlviertel, meine Heimat
« Antwort #8 am: November 15, 2013, 13:35:45 »
Hi, Phönix!

Ich denke, ich muss dich ein wenig enttäuschen: Ich bin ein Mensch wie andere auch! Mit Schwächen, Ecken und Kanten, ich kann borniert sein, gleichgültig, arrogant, schlampig, usw... - und bin es in bestimmten Belangen auch, die solche Charaktereigenschaften in mir berühren. Kein Mensch als Ganzes verdient ein Podest - das sollte eigentlich jeder, der sich selbst erforscht hat, erkannt haben! ;) :D

Das, was dich so ergreift, ist bloß mein vom gentischen Zufall mir zugewürfeltes Geschenk, gut mit Worten umgehen zu können. Dieses gänzlich unverdiente Talent lässt mich als Verfasser tief empfundener Zeilen zuweilen edler erscheinen, als es der Faktenlage entspricht. Sei versichert, ich bin ganz und gar unedel!!! ;D

Dennoch vielen Dank für deine "mitfühlenden" Zeilen!

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

cyparis

Re:Mühlviertel, meine Heimat
« Antwort #9 am: November 16, 2013, 20:13:44 »
[quoteIch denke, ich muss dich ein wenig enttäuschen: Ich bin ein Mensch wie andere auch!][/quote]

Das halte ich für  d i e  Untertreibung des Jahrhunderts.

Lieber Erich,

ich schließe mich mit meinem armseligen Lob den Elogen an.
Welch eine Kraft wohnt dieser Melodie inne!
Wie wachsen Empfindung und Schilderung unlösbar zusammen!
Die Bezeichnungen lebendig
und wuchtig
sind mir in den Sinn gekommen.
Ein Gedicht wie ein Findling.


Lieben Abendgruß
von
Cyparis

Der Schönheit treu ergeben
(Lady Anne von Camster & Glencairn)
copyright auf alle Texte

Erich Kykal

Re:Mühlviertel, meine Heimat
« Antwort #10 am: November 16, 2013, 20:34:27 »
Hi, Cypi!

Hab Dank für so "wuchtige" Zeilen des Lobes! :)

Das macht eben die Heimatliebe - und ich spreche ausschließlich von der Natur, nicht dem dörflichen Kultur- und Trachtenverein vor Ort! :D

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

cyparis

Re:Mühlviertel, meine Heimat
« Antwort #11 am: November 16, 2013, 21:02:34 »
Zitat
nicht dem dörflichen Kultur- und Trachtenverein vor Ort! Cheesy

Das hättest Du nicht erwähnen, geschweige denn betonen müssen. :)
Der Schönheit treu ergeben
(Lady Anne von Camster & Glencairn)
copyright auf alle Texte