Autor Thema: Jugend und Alter  (Gelesen 1230 mal)

Erich Kykal

Jugend und Alter
« am: M?RZ 13, 2015, 17:05:45 »
Er fand in allem, was er schaute,
ein heiteres Geschehenlassen,
ein unbedingtes Fröhlichsein.
Der Raureif seiner Nächte taute
mit jedem In-den-Morgen-Fassen
dem tief Gefühlten hinterdrein.

Er sog den Tag mit allen Sinnen,
und alles, was sein Blick berührte,
ersann er neu mit leichtem Schritt,
und jeder Schatten wuchs von innen
- wie eine Flamme, die er schürte -
der Wärme zu und trug ihn mit.

Er ging wie einer wohl, dem viele
sich allzu gerne offenbarten,
als wüsste er in allem Rat,
und für so viele Lebensziele,
die sie um ihn wie Kinder scharten,
die rechten Wege hin zur Tat.

Woran zu viele Träume hangen,
die tränenschwere Wurzeln treiben,
es brach von je an solcher Last.
Die Augen, die durch Seelen drangen,
den Sinn des Lebens zu beschreiben,
sind trübe heut und dunkel fast.
« Letzte Änderung: Mai 09, 2017, 21:44:42 von Erich Kykal »
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

cyparis

Re:Jugend und Alter
« Antwort #1 am: M?RZ 13, 2015, 20:44:13 »
Da sitz ich nun wieder, lieber Erich, und weiß nicht was ich schreiben soll,  das ich nicht schon zigmal geschrieben habe.
Eine Strophe ist schöner als die andere, in alle kann ich eintauchen und (genüßlich) verweilen.
Wie Du es schaffst, daß ein Mensch leibhaftig vor mir erscheint - es ist Dein Geheimnis.

Auch hier entwickelt Dein Gedicht für mich einen beinahe mystischen Sog.
Dir gehorchen die Worte, sie sind wahrlich Deine willigen Untertanen.


Jetzt kann ich sagen:
Der Tag war gut!


Lieben Nachtgruß
von
Cyparis





Ist das Gedicht neu? Manchmal verliere ich die Orientierung.
Der Schönheit treu ergeben
(Lady Anne von Camster & Glencairn)
copyright auf alle Texte

Erich Kykal

Re:Jugend und Alter
« Antwort #2 am: M?RZ 13, 2015, 22:07:22 »
Hi, Cypi!

Um dir zu neuer Orientierung zu verhelfen ;): Unter jedem Titel steht in diesem Forum das Einstellungsdatum, das bei mir immer mit dem Entstehungsdatum übereinstimmt, da ich die Gedichte direkt in ein Forum tippe. Und ja - dieses Gedicht ist von heute. :D

Dieses Gedicht musste ich sogar zweimal dichten:

Bei LyriKern, wo ich die Werke zumeist "schaffe", kann Folgendes passieren: Wenn man beim Dichten über die offizielle Anmeldungszeit hinaus in einem Faden schreibt, wird man vom Forum abgemeldet, ohne es zu bemerken. Will man das Gedicht dann speichern, wird man in dem Moment rausgeworfen, wo man auf den "Schreiben"-Button klickt, und zwar ohne Möglichkeit, das Gedicht durch Zurückklicken wieder aufzurufen. Es ist einfach nur weg.
Ist mir heute zum zweiten oder dritten Mal passiert! Zum Glück waren mir alle vier Strophen noch präsent genug, um sie aus dem Gedächtnis noch einmal aufzuschreiben! Aber wenn sowas passiert, möchte man dieses Scheißkastl von Computer im ersten Moment am liebsten brüllend und kreischend durch die nächste Wand pfeffern!!!!


Warum die Figuren dir so deutlich vor Augen treten? - Vielleicht, weil ich ein Mensch bin, der primär in Bildern denkt, die er dann dank bescheidenen Talents mittels Sprache zu beleben versteht. Keine Ahnung, warum ich das kann. Vielleicht, weil ich dank meines Vaters seit frühester Kindheit mit unzähligen Hörspielplatten von deutschen Märchen und Sagen aufgewachsen bin - ich schulte also daran nicht nur meine Fantasie, sondern sog zudem die gehobene, verdeutlichende und bildhafte Sprache quasi mit der Muttermilch ein! ;)

Interessant ist hier, dass praktisch fast das ganze Gedicht in der Mitvergangenheit die Jugend beschreibt mit ihrer Energie, ihrem Charisma usw. Nur die letzten Zeilen weisen - sogar fast eher indirekt - auf eine gealterte Gegenwart hin, in der all dieses Feuer erloschen ist. Nur eine scheinbare Diskrepanz, denn diese letzte Zeile erscheint allen, die lange genug leben, schon aus persönlicher Erfahrung heraus als ein geradezu überschweres Gegengewicht zu all der jugendlichen Unbekümmertheit davor.

LG, eKy
« Letzte Änderung: M?RZ 13, 2015, 23:20:43 von Erich Kykal »
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

gummibaum

Re:Jugend und Alter
« Antwort #3 am: M?RZ 14, 2015, 12:20:22 »
Das Gedicht gefällt mir wieder sehr gut, lieber Erich. Dieser Mensch ist mit seiner Lebenskunst des tiefen Genießens und der heiteren Selbstverschwendung so gut gezeichnet wie in seiner erschöpften Altersphase. In S3/V1 könnte es auch zeitlos "wie einer geht" heißen.

LG gummibaum

Erich Kykal

Re:Jugend und Alter
« Antwort #4 am: M?RZ 14, 2015, 14:15:42 »
Hi, Gum!

Gerne nehme ich deinen guten Vorschlag an, da ich Wortwiederholungen lieber vermeide, auch wenn ich dann in Z2 und Z5 ebenfalls die Zeit ändern muss.

Vielen Dank für das Lob! :)

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

Daisy

Re:Jugend und Alter
« Antwort #5 am: M?RZ 21, 2015, 15:28:43 »
Hallo Erich,

vorweg muss ich gleich folgendes loswerden: "..., die er dann dank bescheidenen Talents mittels Sprache zu beleben versteht."  :o Ich glaub, ich spinn!

Wer die Gabe besitzt, solche Gedichte wie das oben stehende und viele mehr dieser Größenordnung zu schreiben, sollte auch dazu stehen können! Alles klar?!
Dein Talent ist nämlich weit mehr als nur bemerkenswert und wer etwas anderes behauptet, der hat keine Ahnung wovon er spricht!

Für mich ist dieses Gedicht wieder ein weiterer Beweis für dein lyrisches Gespür und Können. Chapeau!  :)

LG Daisy

Erich Kykal

Re:Jugend und Alter
« Antwort #6 am: M?RZ 21, 2015, 22:44:18 »
Hi, Daisy!

Cypi kennt mich schon länger als alten "Licht-unter-den-Scheffel-Steller" und hat das wie du hier schon des öfteren bekrittelt - mit Recht! Aber ich bin eben so erzogen, dass ich mich nicht als Angeber oder selbstgefälligen Schnösel darstellen möchte. Und gemessen an den eigenen Ansprüchen an meine Kunst halte ich mich eben durchaus für mangelhaft, auch wenn du und andere das heftig in Abrede stellen. ;)
Jedenfalls bedanke ich mich artigst für die Seelennahrung, die du mir mit deinem Kommi hier zukommen lässt! :)

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.