Autor Thema: Ich werde Menschen nie verstehen!  (Gelesen 995 mal)

Erich Kykal

Ich werde Menschen nie verstehen!
« am: August 14, 2014, 18:50:30 »
Da wünschen sie, dass bunt erklinge
der vollen Erde Vielgestalt
im grenzenlosen Lied der Dinge,
und suchen dennoch ängstlich Halt
im Wollen, dass nur Einer singe!

Und Einem folgen sie in Chören,
nur wenig sind es, die sich sträuben,
als wollten sie Sein Schlaflied hören,
den wachen Geist sich zu betäuben,
um ihn mit Hoffnung zu betören!

So folgen sie Ihm nach und gehen
in Seinem Namen gern zugrunde,
und selbst im Tode weicht ihr Flehen
nach Ihm zuletzt aus ihrem Munde...
Ich werde Menschen nie verstehen!


(Gedicht von 2009)
« Letzte Änderung: August 09, 2021, 20:10:17 von Erich Kykal »
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

gummibaum

Re:Ich werde Menschen nie verstehn!
« Antwort #1 am: August 14, 2014, 20:44:25 »
Hallo Erich,

das Gedicht ist 2014 nicht minder aktuell. Das Bedürfnis nach Fremdbestimmung bis zur hin zur Anbetung eines Führers stirbt nicht aus. 

Sehr gern gelesen
LG gummibaum


Erich Kykal

Re:Ich werde Menschen nie verstehn!
« Antwort #2 am: August 14, 2014, 22:40:23 »
Hi, gum!

Deine Deutung ist auch korrekt, aber beim Schreiben wollte ich eher auf den Glauben abzielen, sprich auf die geistig oder charakterlich Unreifen, die einem Gott nachlaufen und sich womöglich alles Erdenkliche verbieten, weil in ihrem heiligen Buch steht, dass es der Gott eben verboten hätte.
Aber ob Gott oder Führer, Papst, Oberpriester oder geifernder "Kalif" - das Prinzip ist immer das gleiche.

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

cyparis

Re:Ich werde Menschen nie verstehn!
« Antwort #3 am: August 15, 2014, 11:10:37 »
Hallo, Erich -

ich habe auch an Gläubige gedacht, die blind und taub einem Gott folgen.
Sehr eindringlich, eigentlich eine Warnung.
Und wie immer: Gut gebracht.


Lieben Gruß
von
Cyparis
Der Schönheit treu ergeben
(Lady Anne von Camster & Glencairn)
copyright auf alle Texte

Erich Kykal

Re:Ich werde Menschen nie verstehn!
« Antwort #4 am: August 15, 2014, 11:18:03 »
Hi, Cypi!

Wie gesagt, ein älteres Stück. Findest du im roten Buch.

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

cyparis

Re:Ich werde Menschen nie verstehn!
« Antwort #5 am: August 15, 2014, 11:19:56 »
Lieber Erich,

ich zitiere Dich:
Findest du im roten Buch.


Wem sagst Du das? ;)

Lieben Gruß!
Cypi
Der Schönheit treu ergeben
(Lady Anne von Camster & Glencairn)
copyright auf alle Texte

Daisy

Re:Ich werde Menschen nie verstehn!
« Antwort #6 am: August 19, 2014, 19:58:52 »
Hallo Erich,

da geht es mir ebenso wie dir! Es ist wirklich nicht nachvollziehbar, was Menschen, trotz wissenschaftlicher Erkenntnisse, so eisern am Glauben an irgendwelche Gottheiten festhalten lässt.

Ich lese deine älteren Stücke genauso gerne wie deine neuen und sollte es eigentlich viel öfter machen!

Erneut sehr gern gelesen!

LG Daisy


horstgrosse2

Re:Ich werde Menschen nie verstehn!
« Antwort #7 am: August 20, 2014, 19:26:32 »
@Erich


Grüße.

Dein Jambus ist ok. Wie in allen deinen Gedichten, die ich kenne, sind die Metrikregeln makellos.

Inhalt:

Irgendwie eine Mischung aus:“ der Untertan“ und „des Kaisers bunte Kleider“.

Zitat:
„nur wenig sind es, die sich sträuben,“
„sträuben“ finde ich fast eine Spur zu derb. „Erwachen“ hingegen wäre neutraler. Aber was folgt nach dem Erwachen? Das Sträuben?  Wahrscheinlich und somit doch legitim.

Zitat:
„als wollten sie Sein Schlaflied hören,“
Ich denke der Sinn ist hier ein Widerspruch. Die sich sträuben wollen kein Schlaflied hören. Oder der Sinn bezieht sich auf die „Träumer“ hier.

Return:
 Deine geschriebene Richtung ist relativ offen gehalten. Sie kann Politik, Medien oder sonstigen „Verbesserern“ der Welt-(Kultur?)usw. gelten.
Die Metaphern hier, sind verständlich.

Grüße dir und tschüss.

Erich Kykal

Re:Ich werde Menschen nie verstehn!
« Antwort #8 am: August 20, 2014, 19:43:13 »
Hi, Daisy, Horstgrosse!

Wie gesagt, ein altes Stück, noch vor 2010 geschrieben. Danke für eure profunden Gedanken!

Wenn ich einen Blödsinn höre oder sehe, muss ich nicht erst groß "erwachen", dann sträub ich mich als durchgängig Hirnbenutzender gleich! ;D

Wegen des Bezugs hast du recht, hg2 - die Zeile mit dem Sträuben der Wenigen darf als Einschub betrachtet werden, das "sie" in Z3 bezieht sich wie das "sie" in Z1 auf die glaubensfixierten Menschen im allgemeinen.

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.