Autor Thema: Der ungewohnte Besuch  (Gelesen 1007 mal)

Erich Kykal

Der ungewohnte Besuch
« am: Juli 18, 2013, 10:57:53 »
Den Menschen, die alleine leben,
erscheint ein freundlicher Besuch,
mag er auch ihre Stimmung heben,
zuzeiten dennoch wie ein Fluch:

So traulich lagst du eingebettet
in deine stille Einsamkeit!
Nun wirst du gnadenlos gerettet,
bis bunter Trubel dich erfreut!

Es malen Witz und gute Laune
dir rosa die ergraute Welt!
Du wagst dich aus dem engen Zaune,
den du in jenes Grau gestellt.

Du stehst entblößt in deiner Blässe,
so ungewohnt ist das Revier,
doch des Besuches Interesse
entwurzelt deine Seele schier!

Nun kannst du glänzen, kannst brillieren,
erwächst zum Lichte himmelhoch!
Du fühlst, du kannst nicht mehr verlieren,
bist du ein Freund von Freunden doch!

Doch ach, es ist von kurzer Dauer
der helle Rausch, das hohe Glück,
die Gäste gehn, und tiefe Trauer
versetzt dich in dein Grau zurück.

Nun sitzt du in der kalten Asche
der jäh gewagten Herzlichkeit,
greifst wie gewohnt zu deiner Flasche
und trinkst dich müde aus der Zeit.

Den Menschen, die alleine leben,
erscheint ein freundlicher Besuch,
mag er auch ihre Stimmung heben,
zuzeiten dennoch wie ein Fluch!
« Letzte Änderung: Juli 18, 2013, 19:24:30 von Erich Kykal »
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

cyparis

Re:Der ungewohnte Besuch
« Antwort #1 am: Juli 18, 2013, 12:36:46 »
Joi, joi -

das ist aber sehr schwarzweiß!
Ich hoffe, der Fluch währte Dir nicht zu lange und daß Dir auf der anderen Seite der gebührende Glorienschein Licht gebracht hat.

Tippfehler:
"Du wagst Dich...."

Hin- und hergerissen:

Cyparis
mit 1000 Grüßen
Der Schönheit treu ergeben
(Lady Anne von Camster & Glencairn)
copyright auf alle Texte

gummibaum

Re:Der ungewohnte Besuch
« Antwort #2 am: Juli 18, 2013, 14:10:28 »
Hallo Erich,

schönes Gedicht und ich kann es gut nachvollziehen.

LG gummibaum

Erich Kykal

Re:Der ungewohnte Besuch
« Antwort #3 am: Juli 18, 2013, 14:19:21 »
Hi, Cypi und Gum!

Danke für's Fehlerchen-Aufzeigen! :mrgreen:

Nicht, dass jetzt irgendeiner glaubt, ich wäre dem Lyrich gleich und würde nach jedem lieben Besuch haltlos in Depressionen versinken! ;) - Dazu bin ich viel zu gerne allein! 8)
Aber Zeit mit wohlwollenden Gästen und Freunden zu verbringen ist eben auch sehr schön. :D

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

cyparis

Re:Der ungewohnte Besuch
« Antwort #4 am: Juli 18, 2013, 16:28:29 »
Der Gast und der Fisch stinken am dritten Tag


Fiel mir grad so ein..... ;) ;D :-*
Der Schönheit treu ergeben
(Lady Anne von Camster & Glencairn)
copyright auf alle Texte

Daisy

Re:Der ungewohnte Besuch
« Antwort #5 am: Juli 18, 2013, 18:17:58 »
Hallo Erich,

du kannst einen ganz schön erschrecken! Gut, dass du gleich die oben stehende Erklärung geliefert hast!  :)

Ich dachte schon, du machst dich jetzt über die alkoholischen Restbestände des Treffens her, aber nun bin ich beruhigt
und überzeugt, dass du dir deinen naturtrüben Apfelsaft einverleibst.  :D

Bei diesem Gedicht stolpere ich bei S4 und S5 immer wieder, auch bei wiederholtem Lesen, über den Wechsel zwischen "man" und "deine/du".
Nach meinem Empfinden ließe ich in diesen Strophen das "man" zu Gunsten des "du" weg.
V3 in S5 benötigt noch ein kleines "s".

Ganz schön düster, aber sehr gern gelesen!

LG Daisy

Erich Kykal

Re:Der ungewohnte Besuch
« Antwort #6 am: Juli 18, 2013, 19:27:25 »
Hi, Daisy!

Der Wechsel von "du" und "man" kam so zustande: Ich wollte das "du" und seine Formen nicht ständig wiederholen. Da standen sprachtechnische, nicht inhaltliche Erwägungen im Vordergrund. Wer sich allerdings auf den Inhalt konzentriert, dem fallen die vielen "du"s, "dich"s und "dein"s gar nicht weiter auf.

Ich habe es also nun umgeschrieben und hoffe, es macht einen zumindest ebenso guten Eindruck.

Danke für deine Gedanken!

LG, eKy
« Letzte Änderung: Juli 18, 2013, 19:30:53 von Erich Kykal »
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

Daisy

Re:Der ungewohnte Besuch
« Antwort #7 am: Juli 19, 2013, 11:00:45 »
Hallo Erich,

jetzt ist es für mein Empfinden schlüssig und rund, so mag ich es und find es toll!  :)

Vielleicht könntest du nun auch noch in S6 das "Doch" am Zeilenanfang ersetzen (eventuell mit "Nur"), da der vorangehende Vers mit "doch" endet.
So und jetzt halt ich auch schon meinen Mund!  ;)

Du brauchst dich nicht zu sorgen, der Eindruck ist nicht nur ebenso gut sondern hervorragend.

LG Daisy

Erich Kykal

Re:Der ungewohnte Besuch
« Antwort #8 am: Juli 19, 2013, 11:33:47 »
Hi, du holdes Blümelein!

Ja siehste, das doppelte "doch" ist mir gar nicht aufgefallen. Warum wohl? Wenn mir etwas adäquat Treffendes stattdessen einfällt, werde ich es ändern.

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.