Autor Thema: Verbrennung  (Gelesen 1174 mal)

gummibaum

Verbrennung
« am: August 15, 2013, 16:22:32 »
Gib stiller Glut ein neues Scheit.
Es ist nicht gleich zum Brand bereit.
Es qualmt und schwelt.
Es knackt. Doch wird sein Holz entseelt
von starker Hitze. Gase schweben
ihm aus Kavernen, plötzlich streben
die ersten Flammen hell vom Klotz,
umschmeicheln noch den düstern Trotz
und sticheln seine Lenden.
Dann fliegen sie mit bunten Händen
vielfingrig, weiß und gelb und rot
und fauchend um des Opfers Tod.
Still sinkt der schwarze Rest zusammen
und müde betten kleine Flammen
in Asche ihn. Noch sickert Blut,
noch wabert funkelnd letzte Glut.


(aus dem Fundus)

Erich Kykal

Re:Verbrennung
« Antwort #1 am: August 15, 2013, 16:47:08 »
Hi, Gum!

Gefällt mir sehr: Griffig, in interessanten Sprachbildern, intensiv und mit stetig ansteigender Dynamik beschreibst du die Verbrennung - eines Holzklotzes, so verstehe ich das. Ich sehe, obschon das Wort "Opfer" fällt, hier aber keine Menschen- oder Leichenverbrennung, dazu erschent mir der Einstieg zu harmonisch, zu zärtlich beschreibend.
Deshalb möchte ich auch raten, statt des "Opfers" vielleicht einen anderen Begriff zu wählen, um diesbezüglichen Missverständlichkeiten vorzubeugen! Ein Holzklotz ist für mich kein "Opfer" - so weit kann und will ich ihn nicht personifizieren. Alternative: "...und fauchend um des Holzes Tod."

Diesbezüglich würde ich - um die Wortwiederholung "Holz" zu vermeiden, in Z4 schreiben: "Es knackt - schon wird die Form entseelt". Das "Doch..." dort gefiel mir auch nicht so recht...

Ansonsten nix zu mosern! Sehr gern gelesen und bearbeitet!

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

cyparis

Re:Verbrennung
« Antwort #2 am: August 19, 2013, 10:29:38 »
Lieber Gummibaum,


ich finds ganz großartig.
Ich staune immer wieder über Deinen Einfallsreichtum -
aus den "geringsten Funken und Stäubchen" schlägst Du Gold.
Nur das "wabern" gefällt mir nicht so ganz.
Mit dem Verb bringe ich das Wabern der Fata Morgana in Verbindung.

Ich lasse die Glut leuchten oder züngeln. In meinen Gedanken.

Sehr angetan!

Cyparis
mit herzlichen Grüßen
Der Schönheit treu ergeben
(Lady Anne von Camster & Glencairn)
copyright auf alle Texte

gummibaum

Re:Verbrennung
« Antwort #3 am: August 20, 2013, 18:40:49 »
Hallo Erich,

ich habe manchmal die Neigung, selbst tote Dinge zu beseelen, um mit diesen Seelen zu leiden. Und dazu stehe ich jetzt mal mit dem "Opfer". Aber Recht hast du natürlich.


Hallo Cyparis,

die Fundus-Texte aus meiner Dinggedicht-Phase kennst du ja und ich finde es ganz lieb, dass du dich nochmals positiv dazu äußerst.


LG gummibaum