Autor Thema: Tautologie  (Gelesen 773 mal)

Sufnus

Tautologie
« am: Februar 02, 2019, 12:15:34 »
Nochmal was Älteres, leicht abgewandelt...

Tautologie

Die Menge wahrer Sätze
ist das Bild der Welt.
(frei nach Ludwig Wittgenstein)


Ich ist ein Wort.
Auch Du ist so ein Wort.
Doch Ich und Du
sind nie ein Teil von Wir,
denn Wir ist kein Wort.
Wir ist ein Terminus
der Form X gleich X.

Erich Kykal

Re: Tautologie
« Antwort #1 am: August 16, 2019, 13:28:23 »
Hi Suf!

Ja, der olle Witti - mit seinem Einstiegssatz "Die Welt ist alles, was ist" begeht er bereits den Fehler der Unvollständigkeit, denn die Welt besteht eben nicht nur aus dem, was IST, sondern auch aus dem, was in der Fantasie und Vorstellung der Menschen sein MAG! Denn nichts hat das Geschick dieser Spezies so sehr bestimmt und verändert wie ihre IDEEN und TRÄUME! In diesem wirkmächtigen Sinne SIND also auch diese immateriellen Dinge, wenn man voraussetzt, dass Wittgenstein sich mit seinem Satz rein auf das Greifbare bezog - zumindest liest es sich so, da hätte er schon etwas genauer formulieren müssen, anstatt sich in möglichst simple Sprachformeln verliebt zu zeigen.  ;)

Spät - aber gern gelesen!  :)

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

Sufnus

Re: Tautologie
« Antwort #2 am: August 16, 2019, 15:50:06 »
Oha, eKy!
Da hast Du Dich tatsächlich auch mit einer Grabschaufel bewaffnet auf den Friedhof der unkommentierten Gedichte begeben. :D
Dankesehr für Dein Lob und vor allem die wichtigen Anmerkungen!
Der Stellenwert der Seins-Elemente, die nur in der Fantasie oder dem Bereich des Möglichen "existieren" bzw. die Frage, inwieweit man dabei von einem Existieren oder Sein überhaupt reden kann, ist tatsächlich ein wohl immer noch nicht abschließend beantwortetes (beantwortbares?) Kernproblem der ontologischen Philosophie und da diese Frage in Bereiche der Sprachphilosophie, der Logik, der Erkenntnisphilosophie, des Leib-Seele-Problems, der Kosmologie und der Theologie ausstrahlt, ist es keineswegs ein unwesentliches Problem.
Lg!
S.

gummibaum

Re: Tautologie
« Antwort #3 am: August 16, 2019, 18:21:27 »
Lieber Sufnus,

so im wortlogischen Sinn kenne ich den Ausdruck gar nicht, nur als rhetorisches Mittel. Aber dem ich und du ist nicht gleich wir kann ich aus Erfahrung zustimmen.

Gern gelesen und etwas gereimblödelt (sorry).
LG gummibaum


Der Tautologe

Wer gern von toten Leichen schreibt
und weißen Schimmeln...Spiel ist Spiel
den Satzverläufen einverleibt,
den führt die Sprachfigur ins Ziel.

Wer so, auf diese Weise, schreibt
und nie und nimmer, voll und ganz,
das Doppelsagen schuldig bleibt,
bläut ein und pfeift auf Eleganz… 


 

Agneta

  • Gast
Re: Tautologie
« Antwort #4 am: August 16, 2019, 18:47:46 »
ich stimme Erich da vollkommen zu. Sein ist ein vages Kompositum aus subjektiver Realität, Wunsch und Faktum. Gerne drüber nachgedacht
LG von Agneta

Sufnus

Re: Tautologie
« Antwort #5 am: August 19, 2019, 10:16:58 »
Vielen Dank, liebe Agneta, für Deinen Kommentar! :) Mir gefällt vor allem Deine Unterscheidung von subjektiver Realität und Faktum! :) Das Thema bietet, denke ich, noch etliche Anknüpfungspunkte für den ein oder andere poetischen Gedanken. :)
Und in diesem Sinne gefällt mir auch Dein Impromptu ganz ausgezeichnet, lieber gum! Sehr schöner Einfall!  ;D
Lg!
S.