Hallo Ihr Lieben!

------ Vorrede ------
Leider war ich am Wochenende weitgehend in erzwungenem Offline und konnte mich an den neuesten Entwicklungen hier nicht beteiligen.

In den Threads Nekrophiler Friedhofshain und Maiskolbenversteher sah unsere Forenchefin Jenny sich gezwungen moderierend bzw. editierend einzugreifen, was zu gewissen Diskussionen pro und contra geführt hat, sowie bei unserem eKy zu ernstlicher Verstimmtheit und Martin zu Abwanderungsanwandlungen.
Mir scheint, das rechtfertigt einen eigenen Faden hierzu. Den langen Titel bitte ich zu entschuldigen - mir ist nix Prägnanteres eingefallen, auch in dieser relativen Titellänge sind noch etliche Missverständnisse vorprogrammiert, die wir dann aber hoffentlich hier ausräumen können.

------ Foren-Moderatoren und Foren-Nutznießer ------
Bevor ich irgendwas zum Inhaltlichen schreibe (soviel vorab: ich habe möglicherweise (?) hier eine von Jenny etwas abweichende Meinung - bin mir aber nicht ganz sicher), wäre m. E. noch eine Art "Präambel nach der Vorrede" angebracht.
Wir normalen "User" des Forums machen hier ja aus einem gewissen inneren Antrieb mit und der gründest sich wahrscheinlich darauf, dass es uns gefällt, hier auf der Wiese unsere Gedichte zu teilen und die Gedichte anderer User zu lesen und ggf. auch zu kommentieren.
Auch wenn die Wiese ohne unsere Beiträge nicht als sinnvolles Forum existieren würde, so sind wir m. E. doch in erster Linie Nutznießer der Wiesen-Existenz. Natürlich kann ein User sich auch entscheiden, sich einem anderen Forum zu zuwenden oder ganz auf ein Forum zu verzichten, aber so lange wir hier beitragen, tun wir dies offenkundig zur Befriedigung unserer Bedürfnisse (Bedürfnis nach Austausch mit Gleichgesinnten; Bedürfnis, schöne Texte zu lesen; Bedürfnis, sich weiterzubilden usw.).
Insofern besteht m. E. hinreichender Grund, Jenny und Panda, die sich um die Weiterführung des Forums bemühen, dankbar zu sein, dass sie uns diese Plattform bieten.

Danke also nochmal an dieser Stelle!!! (und nebenbei bemerkt: als Panda sich aktuell um das Forenlayout intensiv bemüht hat, gab es nicht sehr viele Dankesbekundungen von Seiten der User... das kann sehr verschiedene Gründe gehabt haben (Schüchternheit z. B.) und lässt keineswegs zwingend auf Undank schließen - man sollte die Frage von Anspruch versus Verpflichtung aber immer wieder neu diskutieren).
Aus der meines Erachtens gegebenen Situation, dass die User den Adminstratoren des Forums in gewisser Weise Dank schulden, ergibt sich nun weiterhin, dass die "Endverbraucher" (= User) beim Bewerten der moderierenden und editierenden Tätigkeit seitens der Administratoren eine gewisse Großzügigkeit walten lassen sollten.
Da andererseits ein Forum ohne aktive Teilnehmer auch sinnnlos ist, sind User allerdings auch nicht völlig rechtlos (nicht im juristischen Sinn sondern im Sinne der "Gerechtigkeit"). Eine sozusagen "alleinherrschaftliche" Situation, in der es Usern grundsätzlich verwehrt wäre, Entscheidungen von Adminstratoren (im Rahmen höflicher Umgangsforen und unter Berücksichtigung einer gewissen Letztverbindlickeit administrativer Entscheidungen) zu diskutieren, würde sehr schnell zu einem unlebendigen Forum führen, dass damit seinen Sinn nicht mehr erfüllt.
------ Konklusion der Vorrede ------
Aus dieser Überlegung heraus nehme ich mir als User das Recht in die Diskussion um den Gebrauch vulgärer Ausdrücke in einem Gedicht und über die Frage von Sprache und Geisteshaltung einzusteigen. Diese meine Haltung relativiert nicht meine grundsätzliche Anerkennung der Berechtigung von administrativen Entscheidungen und ist sicher auch keine Beschneidung meiner Dankbarkeit gegenüber Jenny und Panda.

------ Vulgäre Sprache in der Lyrik ------
Die eigentlichen Punkte der Diskussion möchte ich nur kurz anreißen, denn es gibt genug bereits zu meiner Vorrede und Präambel zu sagen und je nach dem, in welche Richtung der Diskurs läuft, macht eine Diskussion der eigentlichen Themen dann mehr oder weniger Sinn - also investiere ich zunächst einmal noch in platz- und ressourcensparender Weise in diese Themen.

Meine Meinung zu Vulgarismen in einem künstlerischen Text ist, dass diese im Großen und Ganzen erlaubt sein sollten, weil es nach meiner Meinung eine grundsätzliche Voraussetzung von Sprachkunst ist, dass sie sich des gesamten Sprachmaterials bedienen darf. Wenn man hier von vorneherein Einschränkungen vollzieht, schlägt sich dies automatisch in einem geringeren ästhetischen (!) Anspruch nieder. Dies ist eine kühne und grob vereinfachende These, die es sehr stark auszudifferenzieren gilt, damit sie zu etwas Sinnvollem führt.
------ Sprache und Geisteshaltung ------
Die Kunst war immer schon ein Feld, in dem Geisteshaltungen auf einander geprallt sind und auf eine unkriegerische Weise Haltungen und Positionen gegeneinander abgewogen und weiter entwickelt werden können. Gut also, dass es die Kunst gibt und wir nicht jeden inhaltlichen Dissens im Duell entscheiden müssen - klingt etwas überspitzt, aber man schaue sich Zeiten an, in denen die Kunst in der Hand von fürstlichen Mäzenen war und daher zur Entwicklung sozialer Debatten nichts beitragen konnte, das waren vergleichsweise (noch viel) unfriedlichere Zeiten, als wir sie heute erleben. Im Nebenschluss: die relative Zunahme von verletzendem Streit (physisch oder psychisch) im sozialen Kontext ist womöglich auch darauf zurückzuführen, dass die Reichweite der Kunst wieder abgenommen hat - dieses mal nicht durch aristokratische Vereinnahmung wie in der frühen Neuzeit, sondern durch einen Rückgang an künstlerischer Bildung beim Publikum.
Wieder eine steile und diskutable These... evtl. später mehr davon?
------ Ende des Impulses ------
An dem Punkt bin ich jetzt mal ruhig und wart ab, ob es ein Echo gibt...

LG!!!

S.