Autor Thema: Dichtpause  (Gelesen 1219 mal)

gummibaum

Dichtpause
« am: Oktober 30, 2021, 21:07:36 »
Es lockt mich, heut hinauszugehen.
Oft sah ich andre Dichter beinern
geworden überm Werk versteinern.
Ich möchte etwas Neues sehen: 

Die Kutschen fahren ohne Pferde
und ihre Räder tragen Reifen,
die Vögel machen weiße Streifen
und picken kaum mehr auf der Erde.

Die Hütten haben Gläserwände
und hoch im Innern Flackerkisten,
wo Menschen jetzt ihr Leben fristen,
doch haben sie gepflegte Hände.

Die Märkte sind jetzt meistens drinnen,
man muss da hinter Wägen gehen. -
Nun habe ich genug gesehen
und kann ein neues Werk beginnen…
« Letzte Änderung: Oktober 31, 2021, 12:12:57 von gummibaum »

Erich Kykal

Re: Dichtpause
« Antwort #1 am: Oktober 31, 2021, 08:32:21 »
Hi Gum!

Köstliches Gedankenspiel: Der Dichter an sich ist ein so verträumtes und zeitfernes Wesen, so in sich gekehrt und ganz sich selbst genügend, dass er die technische Entwicklung "draußen" in der Welt ständig verpasst. Und steinalt wird er offenbar auch: Jahrhunderte verstreichen ihm wie anderen Wochen oder Monate bloß ...  ;)

Und man bedenke: Das hier geschilderte Exemplar gehört offenbar zur progressiveren Sorte, das nicht wie die in S1 beschriebenen Kollegen "überm Werk versteinern" will. Wie einsiedlerisch abgeschieden und zeitlos müssen da erst diese anderen Poeten leben!?  :o

S1Z4 - Hier würde ich schlichter schreiben: "Ich möchte etwas Neues sehen!"

Höchst amüsiert gelesen!  ;D (Muss auch mal wieder raus! Inzwischen dürfte es das ja endlich gewesen sein mit diesem blöden eroberungssüchtigen Römischen Reich ... !)

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

gummibaum

Re: Dichtpause
« Antwort #2 am: Oktober 31, 2021, 12:11:43 »
Danke für deinen schönen Kommentar, lieber Erich.

Ja, das ändere ich.

Grüße von gummibaum



Agneta

  • Gast
Re: Dichtpause
« Antwort #3 am: November 01, 2021, 17:44:58 »
schön in Spott gefasst, dass unsere Dichtkunst doch immer Inspiration braucht, lieber Gum.
LG von Agnegta

Seeräuber-Jenny

Re: Dichtpause
« Antwort #4 am: November 01, 2021, 23:51:13 »
Hallo gummibaum,

au weia. Das kann passieren, wenn ein Dichter mal vom Elfenbeinturm herunter steigt und sich ins Gedränge begibt. Er wird zum Sci-Fi-Autor.

Amüsant. ;D

Lieben Gruß
Jenny
Ideale sind wie Sterne. Wir erreichen sie niemals, aber wie die
Seefahrer auf dem Meer richten wir unseren Kurs nach ihnen.
Carl Schurz

gummibaum

Re: Dichtpause
« Antwort #5 am: November 02, 2021, 03:55:33 »
Danke, liebe Agneta. Seht gut gesagt:

Die Pausen zum Sammeln inspirierender Eindrücke sind für unsereins unerlässlich.

Danke, liebe Jenny. Auf den Punkt gebracht:

Der weltfremde Stubenhocker mutiert zum Science-Fiction-Autor.


Viele liebe Grüße von gummibaum