Am Brunnen
Hand in Hand und traumverbunden
in den späten Abendstunden,
Wasserspeiende, die grüßen,
Wärme schenkt der Stein den Füßen,
Trauben reifen am Geländer,
leichter Wind kost die Gewänder,
und mit beiden Händen fahre
ich dir langsam durch die Haare
und mit einer Fingerkuppe
über deines Lächelns Schuppe
auf den Lippen - deine Wangen
glühen leise vor Verlangen...
Rückreise
Ein großer Reiserucksack lehnt
im Zug an ihrer Seite,
als sie den braunen Körper dehnt
und sinnend in die Weite
und noch aufs Meer schaut. Dann beginnt
der Teppich grüner Weiden.
Sie sinkt zurück. Ihr Blick wird blind.
Es steigt die Flut der Leiden.
Nichts vergessen
Sie trennte sich, ich blieb allein.
Der Neue, wunderbare,
hob sie wie einen Edelstein
durch kinderreiche Jahre.
Nun ist sie alt, die Kinder groß.
Sie feiert ihren runden
Geburtstag in der Freundschaft Schoß,
selbst ich bin eingebunden.
Und alle Gäste tragen sie
an diesem Tag auf Händen
und zeigen jeder sein Genie.
Nur ich hab nichts zu spenden.
Da trägt sie selbst nun zum Beweis,
ihr Geist sei frisch geblieben,
erinnernd vor und sagt mir leis:
Das hast du mir geschrieben.
Heute
Heute, auf der Kellertreppe,
stolperte ich und verfing
mich in eines Netzes Schleppe,
welches von der Decke hing.
Tausende von Spinnen hatten
manches Jahr dies Netz gewebt,
und ich schaukelte in Matten
eingehüllt und festgeklebt.
Viele Augen stachen plötzlich
bösen Blickes auf mich ein,
augenblicks schien ich verletzlich
wie ein Beutetier zu sein.
Schreiend rief ich noch die Eltern,
doch sie fanden mich nicht mehr,
und die Mumie zu keltern,
schlürften mich die Spinnen leer...