Autor Thema: Liebe göttlich - Liebe profan  (Gelesen 1230 mal)

Curd Belesos

Liebe göttlich - Liebe profan
« am: August 05, 2014, 23:47:21 »



Inspiriert durch das Gemälde
   von Tiziano Vecellio Tizian
   “ Liebe heilig und profane Liebe“
   entstanden meine Verse zu
   Liebe göttlich - und - Liebe profan

   Liebe göttlich

   Heut spürte ich ein Sehnen,
   Ganz tief in meiner Brust,
   Ach Schöpfer alles Schönen,
   Verzeih mir meine Lust.

   Hatt´ ich in meinem Herzen,
   Doch immer dich allein,
   Lass ich mit sel´gen Schmerzen
   Mein Liebchen auch hinein.

   Da meiner Seele Schmerzen,
   Sind keusch und rein und brav,
   Mach, dass in seinem Herzen
   Ich still einziehen darf.

   Du läßt die Liebe siegen,
   Hab Dank für deine Gnad´
   Ich werd ihn immer lieben,
   Bis an mein kühles Grab.

   © Curd Belesos 07.01.2013


Liebe profan

   Zeigt sich der Mai im grünen Kleid
   Mit Blumen, Tausende und mehr,
   Zieht es den Buben zu der Maid,
   Die Sehnsucht plagt ihn gar zu sehr.

   Er möchte gern ihr Herz gewinnen;
   Sie sehnt sich nach dem ersten Kuss.
   Der Liebesrausch, er kann beginnen -
   Es kommt so, wie es kommen muß.

   Sie haben endlich das gefunden,
   Wofür sie beide sind bestimmt,
   Was sie erhofft in stillen Stunden.
   Doch abgetrieben wird das Kind.

   © Curd Belesos 08.01.2013

« Letzte Änderung: August 09, 2014, 22:54:32 von Curd Belesos »
Nur wenn du frei bist " IF " ....dann bist du ein Mensch

Erich Kykal

Re:Liebe göttlich - Liebe profan
« Antwort #1 am: August 06, 2014, 08:16:00 »
Hi, Curd!

In deinem Bemühen, den ersten Text altmodisch klingen zu lassen, hast du ein paar sprachliche und metrische Unwuchtigkeiten eingebaut. So fängt zB. S3Z4 betont an, und S4Z1 ist mit diesem "es" ungeschickt formuliert.

Was mich insgesamt etwas stört, ist dieses klassische Klischee: Weiblich: gut und heilig - männlich: rücksichtslos und geil. Ich als Mann fühle mich hier etwas gar zu reduziert, und ich kenne genug Frauen, die alles andere als heilig sind... ;D

Die Bigotterie und Frömmelei des "reinen" LyrIch in Text 1 unterstellt unterschwellig, dass "gute" Liebe nur im Rahmen einer ernsten, strengen Gläubigkeit funktionieren kann, quasi nur mit Gottes Segen. Ein weiteres Klischee. Typisch dafür der Satz in S1: "Ach Schöpfer ... , verzeih mir meine Lust!" - Wie jetzt!? Er erschafft uns MIT dieser Lust, nur damit wir uns bis in alle Ewigkeit dafür bei ihm entschuldigen müssen, dass wir sie empfinden??? Was für ein sadistischer Zyniker ist das denn!!! :o
(Verzeih, aber jedesmal, wenn ich mit der schlichten Dummheit unausgegorener Fantasieweltbilder konfrontiert bin, bzw. mit dem unreflektiert Geglaubtwerden derselben, krieg ich die Krise!)

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

Curd Belesos

Re:Liebe göttlich - Liebe profan
« Antwort #2 am: August 07, 2014, 00:45:54 »
moin moin eKy,

ich freue mich über deine Gedanken zu meinem lyrischen Versuch die Diskrepanz zwischen der kirchlichen und weltlichen Sicht der menschlichen Liebe aufzuzeigen.
Für das Gemälde von Tizian gibt es mehrere interessante Interpretationen.
Meine habe ich in den Versen dargelegt.

Danke für die angesprochenen technischen Mängel, ich werde sie beheben, wobei mir dein Einwand zum "es" nicht eingeht. ??

Nur durch die überspitzte Beschreibung der nicht zu vereinbarenden "göttlichen" und "profanen" Liebe, wird die Heuchelei über dieses Thema erkennbar, wie du es auch richtig beschreibst.

Anmerkung:

Die romantische Dichtung wird von der Idee geleitet, in der gegebenen Realität überwirkliche (transzendente) Zusammenhänge und göttliche Kräfte zu erkennen und im Kunstwerk darzustellen. Sie ist daher im wesentlichen transzendentale oder religiöse Poesie. Entsprechend treffen wir in ihrer Liebeslyrik auf einen zweifachen Liebesbegriff: die irdisch gegebene Sinnenliebe und die aufs Himmlische gerichtete Seelenliebe. Die Gedichte von Novalis, Brentano und Eichendorff legen Zeugnis ab von diesem Dualismus der Empfindungen und dem Versuch, ihn zu versöhnen.
Der Gegensatz von Sinnenliebe und geistig-seelischer Liebe führt die romantische Lyrik in einen kaum lösbaren Konflikt. Die ersehnte Zusammenführung beider Formen der Liebe zur harmonischen Einheit gelingt als Idealvorstellung nur dann, wenn der menschliche Eros in der Liebe zu Christus/Gott aufgehoben wird (Novalis, Eichendorff). Im Grunde bleiben beide Bereiche getrennt und finden ihre jeweilige dichterische Gestaltung in Texten, die entweder eine religiöse Überhöhung der Liebe vornehmen (Vorbild; die Marienverehrung) oder sie mit Hilfe heidnisch-mythologischer Symbolfiguren (Venus, Sirenen etc.) als reine Sinnlichkeit dämonisieren (Brentano, Eichendorff).

(Auszug aus: Arcor-Erklär mir Liebe)

Einen freundlichen Gruß aus der Stadt der sieben goldenen (Kirch) Türme.

Curd


Nur wenn du frei bist " IF " ....dann bist du ein Mensch

cyparis

Re:Liebe göttlich - Liebe profan
« Antwort #3 am: August 07, 2014, 10:04:49 »
Lieber Curd Belesos -

ich fass mich kurz (wie üblich):


Ich finde die Gegenüberstellung
Minnesang : Realismus
reizend.
Das zweite Gedicht könnte von Heine, Benn oder Brecht stammen.
Dort hast Du ein paar Ungeschicklichkeiten eingebaut, vor allem bei der Interpunktion.
Aber das ist von mir subjektiv ge/beurteilt.

Mit gefällt diese Münze mit zwei Seiten!


   Zeigt sich der Mai im grünen Kleid
   Mit Blumen, Tausende und mehr,
   Zieht es den Buben zu der Maid,
   Die Sehnsucht plagt ihn gar zu sehr.

   Er möchte gern ihr Herz gewinnen;
   Sie sehnt sich nach dem ersten Kuss.
   Der Liebesrausch, er kann beginnen -
   Es kommt so, wie es kommen muß.

   Sie haben endlich das gefunden,
   Wofür sie beide sind bestimmt,
   Was sie erhofft in stillen Stunden.
   Doch abgetrieben wird das Kind.



Ganz herzlichen Gruß
von
Cyparis
Der Schönheit treu ergeben
(Lady Anne von Camster & Glencairn)
copyright auf alle Texte

Curd Belesos

Re:Liebe göttlich - Liebe profan
« Antwort #4 am: August 09, 2014, 23:02:23 »
moin moin Erich,

die überspitzte Darstellung, der göttlichen und der profanen Liebe, war eines meiner Lieblingskinder.
Ich hoffe die Ungeschicklichkeiten beseitigt zu haben.

Liebe Cyparis,
ich liebe die Interpunktion, von dir :-)))

Danke für eure Hilfe und die konstruktiven Kommentare.

Curd

Nur wenn du frei bist " IF " ....dann bist du ein Mensch