Autor Thema: Das Alter  (Gelesen 1977 mal)

gummibaum

Das Alter
« am: September 01, 2014, 20:41:12 »
Vergeblich wartend steht ein Alter
seit längerem vor einem Schalter.
Es wird im Dienstraum aufgeräumt,
bis er zuletzt den Zug versäumt.

Ein Junger tritt zum Nachbarschalter
und wird bedient. Es ist das Alter,
sagt sich verzweifelt unser Mann
und liest „Hier nicht besetzt!“ sodann.

cyparis

Re:Das Alter
« Antwort #1 am: September 02, 2014, 07:07:51 »
Lieber Gummibaum,


da kann ich nicht mitblöken, denn ich lebe diese Probleme.
Das verflixte Alter macht nicht nur in einer Hinsicht kurzsichtig und unbeholfen.
Aber - Spaß muß immer erlaubt sein.

Herzlichen Gruß
von
Cyparis
Der Schönheit treu ergeben
(Lady Anne von Camster & Glencairn)
copyright auf alle Texte

Erich Kykal

Re:Das Alter
« Antwort #2 am: September 02, 2014, 11:15:29 »
Hi, Gum, Cypi!

Das Problem ist die bewusst objektive Beobachtung: Schon als junge Menschen halten wir diese nicht lange durch!

Was ich meine? Die meiste Zeit beobachten wir unsere Umwelt nicht wirklich aktiv und bewusst, wir extrapolieren vielmehr aus Erfahrungswerten, wie dies oder das zu sein oder auszusehen hat. Beispiel Schalter: Man hat schon hunderte gesehen - wozu noch genau hinschauen? das Bewußtsein WEISS, wie sie aussehen und spart so Gehirnenergie.

Je älter man nun wird, desto lieber spart das Hirn Energie und desto größer ist natürlich der Erfahrungsschatz, aus dem extrapoliert werden kann. In einer sich allzu rasch wandelnden Welt - oder bei nur kleinen geänderten Details wie dem "Nicht besetzt"- Schildchen kommt es dann eben zu solchen Verscherungen: Man glaubt, man hätte hingesehen, aber man hat den Schalter nur optisch gestreift und den Rest aus gespeicherten Bildern ergänzt. Das machen wir ständig, ohne es bewusst zu bemerken.

Nur Autisten haben da keine Filter - sie nehmen die Welt in ihrer Ganzheit wahr. Dafür können sie nur schwer oder kaum entscheiden, was nun für sie gerade eine wichtige Info ist und was nicht.

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

gummibaum

Re:Das Alter
« Antwort #3 am: September 02, 2014, 13:29:39 »
Hallo, Cyparis,

ich hatte die Situation die Nacht davor geträumt, wohl, weil mich mein Älterwerden auch unbewusst belastet. Im Wachzustand wehre ich mich dann, so gut es geht, mit Scherzen darüber.

Hallo Erich,

das stimmt natürlich. Der gewaltige Vorteil, abgespeicherte Bilder auszunutzen zu können, blendet die Wirklichkeit manchmal zu weitgehend aus. Danke für diesen kenntnisreichen und anregenden Text. Ich habe einmal bei Adolf Portmann gelesen ("Biologie und Geist" enthält auch Beispiele), dass unserem Gehirn auch einige lebenswichtige Wahrnehmungsmuster erblich mitgegeben werden.  

LG gummibaum

  

« Letzte Änderung: September 02, 2014, 13:33:42 von gummibaum »

Erich Kykal

Re:Das Alter
« Antwort #4 am: September 02, 2014, 21:11:26 »
Hi, Gum!

Klar! Wer als aufrechter Affe in den Savannen ein Ohr und eine Schwanzspitze im hohen Gras sah und nicht sofort daraus die Gestalt eines lauernden Löwen vervollständigen konnte, bekam selten Gelegenheit, seine Gene weiterzugeben... ;D

Dazu gibt es ein nettes Rätsel:

.   .   .
.   .   .
.   .   .

Verbinde alle neun Punkte mit vier geraden Linien, ohne den Stift vom Papier zu nehmen.

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

gummibaum

Re:Das Alter
« Antwort #5 am: September 02, 2014, 23:23:53 »
 ???

Mein Kopf lässt mich im Stich.

Erich Kykal

Re:Das Alter
« Antwort #6 am: September 02, 2014, 23:38:54 »
Ein Tipp: Deine Augen betrügen dich. Denk über ihr Diktat hinaus!
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

gummibaum

Re:Das Alter
« Antwort #7 am: September 03, 2014, 15:04:24 »
Die Striche müssten 3,2,2,2 jeweils noch unverbundene Punkte sukzessiv verbinden. Bewegt man den Stift auf dem Umfang des Quadrats, was noch das beste ist, resultieren nur 3,2,2,1 neue Punkte. Wie löst sich das Problem ohne deus ex machina?
« Letzte Änderung: September 03, 2014, 19:08:25 von gummibaum »

Erich Kykal

Re:Das Alter
« Antwort #8 am: September 03, 2014, 17:54:04 »
Hi, Gum!

Deine Augen narren dich: Sie verbinden die Punkte in deiner Vorstellung zu einer festen Form, nämlich einem Quadrat. Haben sich nicht alle deine Lösungsversuche automatisch innerhalb dieses Quadrats abgespielt, obwohl mit keinem Wort gesagt wurde, dass dies verpflichtend sei? ;)
Geh über diese Form hinaus: Die Richtung eines Striches muss sich nicht unbedingt auf einem der Punkte ändern! ;D

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

gummibaum

Re:Das Alter
« Antwort #9 am: September 03, 2014, 18:31:52 »
Ja, Erich, das geht!

Wenn man das Quadrat zweimal verlässt, kann man ein  rechtwinkliges und gleichschenkliges Dreieck mit Mittelsenkrechte zeichnen und sammelt auf vier zusammenhängenden Strecken alle 9 Punkte (gemäß 3,2,2,2) ein. Schönes Beispiel dafür, wie uns/mich abgespeicherte Muster gedanklich beschränken. Danke.

LG gummibaum

« Letzte Änderung: September 03, 2014, 19:08:01 von gummibaum »

Erich Kykal

Re:Das Alter
« Antwort #10 am: September 03, 2014, 18:46:58 »
Ein schönes Beispiel, um oberschlaue Schüler damit zur Verzweiflung zu treiben! ;) ;D

In dieser Richtung hab ich ein paar mehr:

Stell dir einen See vor.
Auf dem See schwimmt eine Seerose.
Die Anzahl der Seerosen verdoppelt sich jeden Tag:
1. Tag: 1 Rose
2. Tag: 2 Rosen
3. Tag: 4 Rosen
4. Tag: 6 Rosen
5. Tag: 16 Rosen
6. Tag: 32 Rosen
7. Tag: 64 Rosen
8. Tag: 128 Rosen
usw...
Am 60. Tag ist der See voller Seerosen.
Am ? Tag ist er halb voll?

Wesentlich größer ist die Wirkung dieses Beispiels zu logischem Denken und dem Beachten von Details natürlich, wenn es nur mündlich vorgetragen wird! ;D

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

gummibaum

Re:Das Alter
« Antwort #11 am: September 03, 2014, 19:01:33 »
Am 59. Tag. Danke, ich werde meine Schüler damit beschäftigen.

Interessant sind auch die Sinnestäuschungen. Ich saß einmal im naturwissenschaftlichen Museum auf einer ruhenden Bank, um die sich der ganze Raum so drehte, dass ich immer wieder auf dem Kopf zu stehen meinte wie auf der Kirmes beim Looping. Mir war so lange speiübel, bis ich endlich die Augen zumachte.

LG g
« Letzte Änderung: September 03, 2014, 19:10:03 von gummibaum »

Erich Kykal

Re:Das Alter
« Antwort #12 am: September 03, 2014, 19:55:28 »
Ein schlauer Museumskurator hätte sicher gleich einen Kotztütenspender danebengestellt... ;D
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.