Hi Gum!
Der Junge, der sich in das eigene Spiegelbild verliebte - für uns heute eigentlich ein Gleichnis für die Gefahren von Selbstverliebtheit, Eigenliebe, Egoismus im weiteren Sinne. Aber doch noch mehr: Der Junge, der den Jungen liebt. Hier sind Geschlechtergrenzen aufgehoben, werden hinterfragt - zumindest, wenn man unterstellt, dass diese Liebe des Narziss eben nicht reine Egomanie, sondern - zumindest AUCH - ein klares erotisches Verlangen war.
Nun mag man meinen, dass die alten Griechen ja ein entspannteres Verhältnis zur Homosexualität pflegten als unsere Kultur es - zumindest über die letzten Jahrtausende hinweg - tat, da gab es sogar metallene Prunkbecher, welche die Knabenliebe verherrlichten und sehr bildhaft zeigten - indes, so einfach ist die Sache nicht. Auch damals war das ein ambivalentes Thema, denn was in Athen möglich war, musste in Sparta noch lange nicht gelten!
Aber vielleicht unterstelle ich dem obigen Werk hier eine Metaebene, die vom Autor gar nicht so gedacht war ... - wie auch immer, ein sehr gutes Gedicht!
Sehr gern gelesen!

LG, eKy