Autor Thema: Frühlingsgedanken eines Klimaaktivisten und Revoluzzers  (Gelesen 309 mal)

Curd Belesos

Frühlingsgedanken
eines
Klimaaktivisten und Revoluzzers

Nun steht das Land erneut in schönster Blüte;
der Wind bewegt den Raps in goldnen Wellen,
ein Dank will mir aus tiefster Seele quellen,
denn die Natur verzaubert mein Gemüte.

Oh, dass der Mensch den Anblick doch behüte,
damit auch Enkel diese Wunder schauen,
allein mir fehlen Glaube und Vertrauen.
Die Erde stirbt, selbst wenn man sich bemühte,

gibt es doch viel zu viele Abgebrühte
mit Geld und Macht in allen reichen Ländern,
die auch trotz harter Strafen sich nicht scheuten

die Erde ohne Skrupel auszubeuten
und kein Protest wird daran etwas ändern.
Gewalt allein schafft Fakten und nicht Güte.

© Curd Belesos
Nur wenn du frei bist " IF " ....dann bist du ein Mensch

gummibaum

Re: Frühlingsgedanken eines Klimaaktivisten und Revoluzzers
« Antwort #1 am: April 29, 2023, 13:27:50 »
Lieber Curd,

dein Sonett mit schönen Konjunktiven gefällt mir.

Inhaltlich folgt dem Genuss und der Wertschätzung der Natur die Skepsis des Aktivisten, dass ihre mutwillige Zerstörung durch einige geldgierige und abgebrühte Menschen unaufhaltsam ist.

Mehr als berechtigt! Höchst aktuell! Denn während wir noch die Rapsblüte genießen, brennen nicht weit von uns (in Spanien) schon die Wälder, und auf den Feldern vertrocknet die Ernte. Und an den Polen der Erde geschehen seit Jahrzehnten die schlimmsten Veränderungen.

Die Klimakatastrophe ist - wie auch das Bevölkerungsexplosion - Folge der extremen Ungleichverteilung von Reichtum und Macht auf dieser Erde.

Die reichen Länder stoßen am meisten Treibhausgase aus, die armen leiden am meisten unter der Erderwärmung. Zwar haben die reichen verspätet begonnen, andere Energiequellen zu nutzen, doch die bevölkerungsreichen armen werden die Nutzung der billigeren fossilen Brennstoffe erst noch richtig ausbauen, um wenigstens etwas aufzuholen.

Ein Frühlingsgedicht, das zeitgemäß ist, weil es die Freude durch Sorge begrenzt.

Mit Genuss und Sorge gelesen.
LG g
 

   
 
« Letzte Änderung: April 29, 2023, 13:46:02 von gummibaum »

Erich Kykal

Re: Frühlingsgedanken eines Klimaaktivisten und Revoluzzers
« Antwort #2 am: April 29, 2023, 16:18:48 »
Hi Curd!

Gefällt mir, bloß die letzte Zeile wirkt für mich wie ein Aufruf zur Gewalt gegen alle Uneinsichtigen, und das kann keine Lösung sein. Gewalt schafft keine Fakten, sondern nur immer neue Gewalt. Ein Mord, aus vorgeblich edlen Motiven verübt, bleibt dennoch ein Mord.

Das reimgeschuldete 'denn die Natur verzaubert mein Gemüte' in S1Z4 wirkt leicht fehl am Platz und literarisch altbacken, wenn nicht gar grammatikalisch unkorrekt. Das könnte man korrekter formulieren, zB so: 'und immer wachsen im verzauberten Gemüte.'

Sehr gern gelesen!  :)

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

Rocco

Re: Frühlingsgedanken eines Klimaaktivisten und Revoluzzers
« Antwort #3 am: Mai 04, 2023, 00:32:03 »
Hallo Curd,

kann sein, dass man ein Aktivist so denkt - oder auch nicht. Bisher hält sich der Klimaprotest in Grenzen. Einzig die Springerpresse hetzt und geifert.

Ich finde, man kann Gewalt auch heraufbeschwören, vor allem, wenn man Protest nicht ernst nimmt.

Dass es Wirrköpfe unter den Aktivisten gibt, mag sein, ist aber nicht die Mehrzahl.

Dir einen schönen Abend!

Rocco
"Erst in Rage werde ich grob -
aber gelte als der Hitzkopf?!"

Yusuf Ben Goldstein, aus Rocco Mondrians Komödie: Yusuf Ben Goldstein, ein aufrechter Deutscher