Autor Thema: Meine Perle  (Gelesen 2083 mal)

galapapa

Meine Perle
« am: Januar 15, 2014, 16:59:33 »
Verwittert sind die Schalen meines Ich,
ich glaubte schon, das Leben sei vergangen,
doch habe ich ein Sandkorn eingefangen,
vom Schicksal aus dem Meer gespült für mich.

Es schmerzte, als es in der Seele rieb
und doch hab ich es sorgsam aufgehoben,
in Perlmutt silbrig schimmernd eingewoben.
so dass es wuchs und mir erhalten blieb.

Als hätte ich Dich immer schon vermisst,
so war mir, als wir uns so spät noch fanden
und ich hab tief in mir sofort verstanden,
dass du die Perle meines Lebens bist.
« Letzte Änderung: Januar 18, 2014, 09:16:52 von galapapa »

Erich Kykal

Re:Meine Perle
« Antwort #1 am: Januar 15, 2014, 17:30:13 »
Hi, Charly!

Sehr einfühlsam verbildlichte späte Liebe, die nicht näher spezifiziert wird - und es auch nicht muss. Schön das Bild, wie aus der Reibung des Sandkornes die gänzende Perle einer Harmonie erwächst. Höchst poetisch und lyrisch verdichtet - für mich auf jeden Fall eins deiner ganz besonders gelungenen Gedichte!

Kleinigkeiten:

S2Z3 - Komma statt Punkt am Zeilenende.
Diese Zeile ist übrigens auch die einzige, wo ich beim Lesen metrisch ins Straucheln kam, da bei "Perlmutt" ja eigentlich beide Silben betont sind, die hintere sogar deutlich stärker. Hier müsste aber die erste betont gelesen werden und die zweite gänzlich unbetont. Vielleicht ist das regional unterschiedlich, auf jeden Fall für mich ungewöhnlich und seltsam. Das folgende "silbrig schimmernd" liest sich auch irgendwie schwierig, vielleicht, weil es gleich nach dem "Perlmutt" sprachmeodisch hakt...
Alternative: "In Perlensilber schimmernd eingewoben," - hat die erforderlichen 5 Heber und liest sich erheblich flüssiger. Was meinst du?

Allergernst gelesen! Chapeau!

LG, eKy
« Letzte Änderung: Januar 18, 2014, 23:25:23 von Erich Kykal »
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

galapapa

Re:Meine Perle
« Antwort #2 am: Januar 15, 2014, 18:19:07 »
Hallo Erich,
erst mal danke für Dein Lob, sogar mit Hut!
Das Komma werde ich noch einfügen, das war ein Schreibfehler. Beim Lesen kann ich Komma und Punkt nicht mehr unterscheiden, muss also immer die richtige Taste treffen. :(
Was Perlmutt angeht, so hatte ich zuerst so formuliert: "...mit silbrig schimmerndem Perlmutt umwoben...". Ich bin dann darauf hingewiesen worden, dass die Stelle stolpert, weil man Perlmutt auf der ersten Silbe betont.
Nun, ich habe den Duden befragt und dort heißt es tatsächlich, dass die Betonung auf der ersten Silbe liegt (Ursprung: Perlmutter), dass aber beides möglich ist, wobei die Betonung auf der zweiten Silbe eher ungebräuchlich ist.
Da sind also in der Tat auch regionale Unterschiede und ich habe mich für das Gebräuchlichere entschieden und geändert.
Mag sein, dass sich der Vers nun so, wie Du sagst, schwierig liest, allein, mir ist hier der eindeutige Hinweis auf die Perle wichtiger. Die Strophen zeichnen in gewisser Weise die Entstehung einer Perle nach: Sandkorn in die Schale - Ummantelung mit Perlmutt - fertige Perle. Das wiederum kommt mit der bestehenden Formulierung deutlicher heraus.
Vielen Dank nochmal und herzlichen Gruß!
Galapapa

Erich Kykal

Re:Meine Perle
« Antwort #3 am: Januar 15, 2014, 18:29:19 »
Ja, aber sag selbst: GEFÄLLT dir meine Alternative klanglich wie lyrisch nicht besser?
Natürlich fällt es leicht zu sagen: "Wäre ich an deiner Stelle usw...", aber in diesem Falle würde ich aber wirklich überlegen, was dem Duktus des Gedichtes wohler tut.

Womit ich mich nicht weiter aufdrängen möchte - es bleibt jederzeit deine Entscheidung. Nur schade wär's halt um so eine schöne Zeile...Zwinker!

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

galapapa

Re:Meine Perle
« Antwort #4 am: Januar 16, 2014, 08:29:26 »
Hallo Erich,
tut mir leid, aber ich sehe da keinen Unterschied, der es rechtfertigen würde, diesen für den Inhalt entscheidenden Aufbau zu verändern. Mir kommt es eben gerade auf den begriff Perlmutt an. Auch beim laut Lesen merke ich keinen entscheidenden Unterschied. Deshalb lass ich's lieber in meiner ursprünglichen Fassung.
LG!
Galapapa

Daisy

Re:Meine Perle
« Antwort #5 am: Januar 17, 2014, 17:40:43 »
Lieber Galapapa,

wie schön, dass du dich mit einem so herrlich romantischen Gedicht hier wieder einfindest!  :)
Du hast das Thema mit viel Gefühl ganz bezaubernd umgesetzt und mir gefällt der Vergleich mit dem Sandkorn,
das von Perlmutt silbrig schimmernd eingewoben wurde, ganz besonders gut.

Großer Beifall für dieses edle Schmuckstück!

Liebe Grüße von
Daisy

Erich Kykal

Re:Meine Perle
« Antwort #6 am: Januar 17, 2014, 21:58:38 »
Hi, Charly!

Okay, deine Entscheidung - und die steht dir zu.

Kann ich dich für einen flüssigeren Klang der Zeile wenigstens dazu überreden, das "mit" zu Beginn durch ein "in" zu ersetzen?

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

galapapa

Re:Meine Perle
« Antwort #7 am: Januar 18, 2014, 09:16:26 »
Hi Erich,
Du hast mich überredet. Gimme five! ;D
LG
galapapa

gummibaum

Re:Meine Perle
« Antwort #8 am: Januar 18, 2014, 21:47:56 »
Hallo galapapa,

eine sehr schöne  Geschichte der späten Reifung schon immer geahnter Möglichkeiten.

Danke.

LG gummibaum

galapapa

Re:Meine Perle
« Antwort #9 am: Januar 19, 2014, 14:53:26 »
Hallo Gummibaum,
herzlichen Dank für Dein Lob!
Ich glaube auch, dass späte und "gewachsene Perlen" eine bessere Überlebenschance haben als die feurig jugendlichen Erlebnisse "auf den ersten Blick".
Leider klemmt's dann oft an der Zeit. ;D
Liebe Grüße!
Galapapa

wolfmozart

Re:Meine Perle
« Antwort #10 am: Januar 19, 2014, 15:00:52 »
Ein Gedicht zum Thema Liebe, das durch astreine Technik und tiefsinnige Formulierungen zu den wirklich Guten zählt!

liebe Grüße

wolfmozart

cyparis

Re:Meine Perle
« Antwort #11 am: Januar 22, 2014, 15:14:02 »
Lieber Galapapa -

ich schließe mich allen Vorrednern in ihrem Lob an.
Aber seltsam -
dadurch, daß ich Perlmutt auf dem u betone, stolpere ich dort.


Herzlichen Gruß
von
Cyparis
Der Schönheit treu ergeben
(Lady Anne von Camster & Glencairn)
copyright auf alle Texte

galapapa

Re:Meine Perle
« Antwort #12 am: Januar 22, 2014, 17:26:17 »
Hallo wolfmozart,
für Dein schönes Lob danke ich Dir herzlich und sende Dir liebe Grüße!
galapapa

Liebe Cyparis,
auch Dir danke fürs Lob!
Wie weiter oben schon erwähnte ist laut Duden die richtige und gebräuchlichere Version die Betonung auf der ersten Silbe. Das scheint regional etwas unterschiedlich zu sein; auch ich hatte zunächst so formuliert, als ob die Betonung auf der zweiten Silbe läge und bin auf den Fehler hingewiesen worden.
Liebe Grüße!
galapapa