Autor Thema: Fels im Meer  (Gelesen 1406 mal)

gummibaum

Fels im Meer
« am: November 24, 2016, 20:39:23 »
Ein Fels bin ich in rauer See,
an dem die Welle hart sich bricht.
An mir zerschellt das dunkle Weh,
erhellt sein böses Angesicht.

Ich ruf dem weiten Himmel zu:
Du tobst, ich trotze deinen Güssen.
Ich halte aus, vermittle Ruh
in irren Stürmen, wirren Flüssen.

Doch niemand hilft mir. Zeitgeschliffen
und unterspült vom Hin und Her
der Strömung, ihren sanften Griffen,
sink ich zuletzt besiegt ins Meer -

(aus dem Fundus, 2011)
« Letzte Änderung: November 24, 2016, 23:40:01 von gummibaum »

Erich Kykal

Re: Fels im Meer
« Antwort #1 am: November 24, 2016, 21:48:12 »
Hi Gum!

Sehr gelungen - bis auf S1Z3:

Es muss heißen "An mir zerschellt .." Du fragst: An WEM zerschellt? - Dativ!

"An mich brandet" könntest du sagen, das ist Akkusativ.


Sehr gern gelesen!  :)

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

gummibaum

Re: Fels im Meer
« Antwort #2 am: November 24, 2016, 23:40:55 »
Danke, lieber Erich.

LG g

Curd Belesos

Re: Fels im Meer
« Antwort #3 am: November 26, 2016, 00:26:13 »
moin moin gummibaum,

ein Mann, stark wie der Fels in der Brandung,

versinkt unter den sanften Griffen einer Frau besiegt im Meer der Lust  ;D

Gefällt mir sehr

LG
CB
Nur wenn du frei bist " IF " ....dann bist du ein Mensch

gummibaum

Re: Fels im Meer
« Antwort #4 am: November 26, 2016, 15:53:05 »
Welch eine originelle Deutung, lieber Curd. Danke dir.

LG gummibaum


cyparis

Re: Fels im Meer
« Antwort #5 am: Januar 29, 2017, 11:24:38 »
"Wie dauert  die Ewigkeit?"
"Im Meer ruht ein großer, großer Fels. Alle tausend Jahre kommt ein Vögelchen und wetzt sich das Schnäbelchen.
Wenn der Fels dadurch ganz abgetragen ist, beginnt die erste Sekunde der Ewigkeit"

Dies vorab, lieber gummibaum,

zu Deinem Gedicht.
Wem habe ich das böse Gesicht zuzuordnen?
Das Gedicht ist, trotz des Untergangs, wie ein Fels im Meer. Ein packendes Bild.


Lieben Gruß
von
Cyparis
Der Schönheit treu ergeben
(Lady Anne von Camster & Glencairn)
copyright auf alle Texte

Erich Kykal

Re: Fels im Meer
« Antwort #6 am: Januar 29, 2017, 13:12:15 »
Hi Cypi!

Dass das Meer den Felsen wesentlich rascher dezimiert als der Schnabel des Vögelchens, scheint bei diesem Gleichnis keine Rolle zu spielen, ebenso wie die biologische Lebensdauer eines einzelnen Federtiers ...  ;D ;)

Zwinkernde Grüße, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

Günter

Re: Fels im Meer
« Antwort #7 am: Februar 06, 2017, 16:30:41 »
Lieber Gum,
ein schönes Sinnbild für die Vergänglichkeit.
Alles hat eine Existenzdauer und muss darum vergehen, gleich wie stark und erhaben es ist.
Gerade dann, wenn etwas lange den Gewalten getrotzt hat, steht oft das Ende schon nah.
Die Ägypter sagen: Die Welt fürchtet die Zeit und die Zeit fürchtet die Pyramiden. Doch wenn ich genau hinsehe, so erkenne ich die Spuren der nagenden Zeit auch daran. Und was sind schon 4500 Jahre? Ein Nichts im Lauf der Erdgeschichte!
Sehr schön formuliert!
LG Günter