Am Delta

[a.c.larin]

Mein Auge trinkt sich in die Weite
des Flusses, der ins Delta fließt,
und sich in der gesamten Breite
nach links und rechts ins Land ergießt.

Ich kannte dich ja schon als Knabe,
als Jüngling und als feinen Mann,
mit jeweils anderem Gehabe.
Wie fingst du deine Reise an?

Bescheiden murmelnd, munter springend,
bald zögernd schlängelnd, als du dich,
am harten Felsen stürmisch ringend,
zur Stärke rangst im eignen Ich.

So hast du dir den Weg gewonnen,
hast deines Sehnens Ziel erreicht,
bist selbst Verlandungen entronnen,
und was einst schwer war, wird nun leicht.

So strömst mit stoischer Gebärde
der letzten Wahrheit du nun zu.
Was ich auch war, und was ich werde:
Ich wünschte mir, ich wär wie du.

[cyparis]

Oh, larin!

I s t  das  schön!
Vom Quell über Strom und Delta ins unendliche Meer -
ich möchte Wasser sein!

Aber ein Komma, meine Liebe, finde ich überflüssig.
(Das nach "rechts").


Ganz lieben Pfingstgruß
von
Cyparis

[Daisy]

Liebe a.c.larin,

das ist eine besonders schöne und empfindsame Beschreibung
eines Flusslaufs in seiner gesamten Bandbreite!

Schon der erste Vers ist als Einstieg ein Genuss
und die letzte Strophe ist der würdige Abschluss dieser bildhaften Reise.

Was für ein schönes Gedicht für Naturliebhaber!

LG Daisy

[a.c.larin]

liebe cyparis

ich möchte Wasser sein!

zu über 90 prozent bist du es ja auch!      

liebe daisy,
ich bin schon gespannt auf die fotos, die wir gemacht haben - vor allem von rumänien, das ziemlich weitläufig ist.
aber auch die donau, die kurz vorm delta etwa 4-5 mal so breit ist wie in wien ist höchst imposant.
manchmal glaubt man dort, man führe auf einem see, nicht auf einem fluss. vorne wasser, hinten wasser, links wasser, rechts wasser.
und von jedem flussufer her hört man das gezwitscher der vögel!

ich weiß, ich kann das mit worten kaum vermitteln.....

liebe grüße,
larin

[Erich Kykal]

Hi larin!

Ich finde, diese alte Perle ist eine neue Politur wert!

S1Z3 - Kein Komma nach "Breite".

Zum Inhalt: Wunderbar schilderst du den Lauf eines Flusses von der Quelle bis zur Mündung, und zusätzlich zur herrlichen Naturbeschreibung schwingt immer die Metaebene eines Gleichnisses mit dem Menschenleben an sich mit, was die Conclusio einerseits bestätigt, andererseits aber auch in Frage stellt, legt die Formulierung doch nahe, dass der Autor oder das LyrIch sich dieser Gleichnisebene gar nicht bewusst waren/sind.

Abgesehen von diesem kleinen Widerspruch höchst gelungen und sehr gern gelesen! 

LG, eKy

[a.c.larin]

hi erich,

danke fürs ausgraben und "nachwassern"!
das war eine wirklich tolle reise damals, würde sie sofort wieder machen...

wie kommst du denn auf die idee, das sich das LyrIch (oder der autor ) sich des gleichnisses nicht bewusst gewesen wären?

und wo ust da ein widerspruch? ich seh da keinen.

lg,larin

[gummibaum]

Liebe larin,

schön, dass Erich es wiederbelebt hat.
Ein Gedicht so recht nach meinem Geschmack. Die Vielgestaltigkeit der Natur, hier die Lebendigkeit und Ruhe, die der Fluss in verschiedenen Abschnitten zeigt, bietet sich immer wieder an zur Inspiration und Kontemplation, zur Regeneration und Entfaltung eigener Kräfte und zum Versuch, das eigene Leben auch so zu gestalten.

Mit großer Freude gelesen!
Grüße von gummibaum   

[a.c.larin]

hallo gummibaum,

besagte reise liegt einige jährchen zurück,
aber vermittels einiger gedichte ist mir die stimmung gut in erinnerung geblieben.

gedichte sind einfach die besseren fotos!
ich würde diese reise sofort wieder machen - fraglich, ob und wann das wieder möglich sein wird..

danke fürs freudige mitschippern!
lg, larin