Autor Thema: Titellos  (Gelesen 1238 mal)

Jana

Titellos
« am: September 08, 2014, 21:55:14 »
Ich schaue an die graue Wand,
seh grelles Neonröhrenlicht.
Ich schaue auch zum weißen Grund,
ich blicke nur noch nicht auf dich.

Ein Klopfen, drängendleise, tönt,
 und es ist langsam Zeit, zu gehn.
Er kommt die Tür herein, und nickt,
hab dich nicht mal verschlaucht gesehn.


Ich trete auf den Flur hinaus,
das grelle Neonröhrenlicht
scheint auf den weißen Boden und
die Eile treibt und hetzt nur mich.

Ein Klopfen, drägendleise, tönt,
an deine Tür, es kam von mir.
Bereit, nun endlich dich zu sehn,
bist du nur leider nicht mehr hier.

Curd Belesos

Re:Titellos
« Antwort #1 am: September 13, 2014, 18:50:45 »
Jana.............

was willst du hier sagen, es erschließt sich mir nicht ??????????????????????

"Er kommt die Tür herein, und nickt,
hab dich nicht mal verschlaucht gesehn."

LG
CB
Nur wenn du frei bist " IF " ....dann bist du ein Mensch

Jana

Re:Titellos
« Antwort #2 am: September 13, 2014, 22:06:29 »
Es bezog sich auf einen Menschen, der schwerkrank im Krankenhaus liegt, lieber Curd.
Das "Er" wäre in dem Fall der Arzt.

Liebe Grüße
Jana

Erich Kykal

Re:Titellos
« Antwort #3 am: September 14, 2014, 10:11:04 »
Hi, Jana!

Ich muss Curd recht geben: Das ist eingangs einfach zu wirr und vage formuliert. Der Leser bekommt kein klares Bild vor Augen. Woher soll er zB wissen, dass mit "Er" ein Arzt gemeint ist???

Schon die erste Zeile beginnt mit einer Inversion (verdrehte Satzteile), und den "weißen Grund" kann der Leser vorerst gar nicht identifizieren, da er keine Ahnung hat, dass er sich in einem Krankenhaus befinden soll (graue Wände und grelles Neonlicht gibt es vielerorts... - außerdem kenne ich kein Spital mit grauen Wänden, die sind doch immer weiß, oder?).

S2Z2 - Leerstelle am Beginn.
S2Z3 - Kein Komma nach "herein"

Klar wird das Bild erst ab Ende S2, und erst bei den beiden letzten Str. weiß man, worum es geht. Das mag Absicht gewesen sein, aber der Botschaft tut es mE. nicht gut, dass man als Leser so lange rumraten muss.

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

Thomas

Re:Titellos
« Antwort #4 am: September 14, 2014, 11:16:31 »
Liebe Jana,

ich denkt, es ist alles klar, und insbesondere die Situtation (und das Neben-sich-selbst-stehen) wird gut ausgedrückt. Obwohl eigentlich klar ist, dass "Er" nicht der "verschlauchte" Patient sein kann, ist die Zeile "Er kommt die Tür herein, und nickt, " etwas zu unpräzise (was Erich ja schoon gesagt hat). Vielleicht könnte man durch eine kurze wörtliche Rede (etwas, das der Arzt sagt, nicht nur sein Nicken) etwas deutlicher werden.

Liebe Grüße
Thomas

P.S.: Vielleicht auch durch einen Titel
S p r i c h t die Seele so spricht ach! schon die S e e l e nicht mehr

(Friedricht Schiller)

Meishere

  • Gast
Re:Titellos
« Antwort #5 am: September 14, 2014, 16:48:58 »
Liebe Jana,
um das ganze noch ein wenig kontroverser zu machen:
Ich hatte zwar nach dem ersten Durchlesen noch nicht den "vollen" Durchblick, aber nachdem ich kurz nachdachte kam ich genau auf das, was du aussagen wolltest.
Ich stimme also hier Thomas zu, sage aber, dass ich bei "Er" tatsächlich sofort an einen Arzt denken musste, da mir der Gedanke "Krankenhaus" schon anfangs kam.

Dass der Leser hier in eine gewisse Verwirrung hineingezogen wird ist doch ein wunderbares Mittel!
Genau diese Verwirrung (nur aus anderen Gründen) wird doch im Gedicht dargestellt.
So finde ich tatsächlich "titellos" als Titel gar nicht unpassend.
"Titellos" ist, was unbeschreiblich, verwirrend erscheint.

Sicherlich begebe ich spätestens jetzt ins Überinterpretieren, aber manchmal verbirgt ein Werk ja Dinge, die der/die AutorIn selbst nicht sah :p
Daher: Es könnte ein schlichter Tippfehler sein, dass S2V2 mit einem Leerzeichen beginnt, aber so wird dieser Vers, der eine so tragende Doppeldeutigkeit in dieser Situation birgt, auf unkonventionelle Weise hervorgehoben.
Um diesen Gedankengamg noch abzuschließen: Das Leerzeichen als Symbol für die Leere in die gegangen und die vom amderen empfunden wird.

Soweit vom interpretierfreudigen und LG,
Meishere

Erich Kykal

Re:Titellos
« Antwort #6 am: September 14, 2014, 16:59:38 »
Hi nochmal!

Was ich mich jetzt frage: Warum ausgerechnet "Titellos"? Ein zumindest eindeutig hinweisender Titel könnte den Leser ausreichend einstimmen, sodass es gar nicht erst zu Rätselraten kommen müsste.

Ich würde dem Gedicht den richtigen Titel geben, zB "Krankenhausbesuch" oder so.

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

Curd Belesos

Re:Titellos
« Antwort #7 am: September 14, 2014, 19:29:56 »
moin moin Jana,

das mit dem ER, dem Arzt, habe ich geschnallt.

Allein das "kommt die Tür herein" will sich bei mir nicht durchsetzen.

Eventuell: kommt zur Tür herein, oder kommt durch die Tür herein.

Immer noch irritiert

Curd
Nur wenn du frei bist " IF " ....dann bist du ein Mensch

Jana

Re:Titellos
« Antwort #8 am: September 17, 2014, 20:30:11 »
Ihr Lieben,

das Gedicht entstand einfach in meinem Kopf, und ja, ihr habt Recht, ich muss das ganze präziser ausdrücken. Ich werde bei meinen nächsten Gedichten darauf achten, danke! :)

Jana

cyparis

Re:Titellos
« Antwort #9 am: September 21, 2014, 22:49:09 »
Und ich, liebe Jana,
dachte beim "Er" (nach der zweiten Lektüre) schon an den Sensenmann.

ein bedrückendes Gedicht, dem eine Überarbeitung wohl anstünde.


Herzlichen Gruß
von
Cyparis
Der Schönheit treu ergeben
(Lady Anne von Camster & Glencairn)
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