Autor Thema: Schick mir den Tod  (Gelesen 1032 mal)

Curd Belesos

Schick mir den Tod
« am: Juni 20, 2018, 00:08:17 »

Der Mensch ist froh, an schönen Frühlingstagen,
auch voller Freud im Sommer Sonnenschein,
darf sich am Herbst erfreuen, ohne zagen,
denn Gott, der Herr, wird immer bei ihm sein.

Kann er des Lebens Winter nicht ertragen,
in seiner Einsamkeit und Seelen Not,
darf er in Demut bittend zu ihm sagen:
„Erbarme dich, und schicke mir den Tod“.

Doch seinen Sohn, den hörte man einst fragen:
„Kann dieser Kelch an mir vorüber gehn?“,
ertrug sein Schicksal dann doch ohne Klagen,
und konnt am dritten Tage auferstehn.

Auch uns lässt Gott nach allen Müh und Plagen
ins Paradies, den Garten Eden rein,
wo starke, hohe Mauern schützend ragen,
wird dann die Seele bei ihm selig sein?

© Curd Belesos
Nur wenn du frei bist " IF " ....dann bist du ein Mensch

cyparis

Re: Schick mir den Tod
« Antwort #1 am: Juni 20, 2018, 10:46:02 »
Lieber Curd,

Paradies für uns?
Nix da!
Wir wurden daraus für alle Zeit ein für allemal vertrieben.
Selbst der "Sohn" kann daran nichts ändern.
Zum Glück geht es uns mit der Hölle genauso: Eintritt verboten.

Agnostischen Gruß
von
Cyparis
Der Schönheit treu ergeben
(Lady Anne von Camster & Glencairn)
copyright auf alle Texte

Erich Kykal

Re: Schick mir den Tod
« Antwort #2 am: Juni 20, 2018, 18:06:21 »
Hi Curd!

Inhaltlich stimme ich nicht überein, wie du weißt, aber schön geschrieben isses!

Ein paar Tipps:

Der Mensch ist froh an schönen Frühlingstagen,
auch voller Freud im Sommersonnenschein,
darf sich am Herbst erfreuen ohne Zagen,
denn Gott der Herr wird immer bei ihm sein.

Kann er des Lebens Winter nicht ertragen,
in seiner Einsamkeit und Seelennot,
darf er in Demut bittend zu ihm sagen:
„Erbarme dich und schicke mir den Tod“.

Doch seinen Sohn, ihn hörte man einst fragen:
„Kann dieser Kelch an mir vorübergehn?“
Er trug sein Schicksal endlich ohne Klagen,
und konnt am dritten Tage auferstehn.

Auch uns lässt Gott nach allen Mühn und Plagen
ins Paradies, den Garten Eden ein,
wo starke, hohe Mauern schützend ragen -
wird dann die Seele bei ihm selig sein?


LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

Curd Belesos

Re: Schick mir den Tod
« Antwort #3 am: Juni 20, 2018, 23:18:10 »
Liebe Cyparis,

moin moin Erich,

nach meinem letzten Gedicht über die lüsternen Kinderverführer und den dazugehörigen Kommentaren musste ich für die Gläubigen etwas Erbauliches schreiben  >:D,
auch wenn es einen etwas ironischen Schlussvers hat.  8)

LG
CB
« Letzte Änderung: Juni 20, 2018, 23:20:32 von Curd Belesos »
Nur wenn du frei bist " IF " ....dann bist du ein Mensch

wolfmozart

Re: Schick mir den Tod
« Antwort #4 am: Oktober 20, 2018, 13:19:56 »
Ein gut gelungenes Gedicht, Curd.

Ja der Glaube kann auch viel Kraft geben.

LG Wolfmozart

Sufnus

Re: Schick mir den Tod
« Antwort #5 am: Oktober 26, 2018, 13:11:47 »
Lieber Curd Belesos,

dieses Gedicht beginnt wie eine (sehr gediegen und wertig gearbeitete!) konventionelle Trostrede und hat dann in den ersten beiden Zeilen der Strophe 3 einen wahrlich berückenden Moment, in dem diese Rede aufgebrochen wird: "Doch seinen Sohn, ihn hörte man einst fragen: 'Kann dieser Kelch an mir vorübergehn?' ". Dieser Wechsel in der Tonlage, der das Untröstliche der existentiellen Begrenztheit beschreibt, ist wirklich beeindruckend.

Ich finde aber, dass diese Wahrhaftigkeit im Anschluss wieder ein bisschen einkassiert wird: In S3Z3+4 erträgt der geschundene Christus sein Schicksal dann doch klaglos und wird dafür mit Auferstehung "belohnt". Ich bin nicht ganz sicher, ob Du das (bewusst oder unbewusst) im Bemühen um eine etwas versöhn(!)lichere "Botschaft" gemacht hast oder hier eher eine (bittere?) Ironie am Werk ist.

So oder so stimmt das aber ja mit dem "ohne Klage" so ganz nicht: Jesu Worte "Mein Gott, mein Gott, warum hast Du mich verlassen?" erfüllen (selbst wenn wir sie als abgebrochenes Zitat von Psalm 22 gelten lassen) durchaus den Tatbestand der Klage.

Wie wäre es mit folgender Alternativ-Version für S3 und den Anfang von S4?

[...]

Doch seinen Sohn, ihn hörte man einst fragen:
„Kann dieser Kelch an mir vorübergehn?“
Er trug sein Los nicht ohne bittre Klagen,
konnt erst am dritten Tage auferstehn.

Auch uns lässt Gott wohl nur nach schlimmen Plagen
ins Paradies, den Garten Eden ein,

[...]


Lg! :)

S.