Interessante Verse!

Strophe 1 zielt erst effektvoll gen schmachtiges Fin de Siècle-Elysium, kippt dann aber in Zeile 3 in einen frühexpressionistischen Gestus. Das ist durchaus mit Überwältigungsanspruch komponiert und stellt die Messlatte für die folgenden Strophe auf ein ziemliches hohes Niveau ein.
Strophe 2 löst dann für mein Gefühl die Erwartungshaltung nicht ein, sondern ist vergleichsweise banal, der inhaltliche Sprung von Wiesen (wo kommen die her?) zum Angesicht des lyrischen Du ist unmotiviert, Porzellan ein ziemlich abgedroschener Vergleich in der Liebeslyrik und das "königlich" eher etwas hilflos.
Strophe 3 hebt den Anspruch wieder deutlich an. Dabei führen die Zeilen mit der Versandung des LyrIchs im Gegenüber ein bis dato nicht anmoderiertes, durchaus kräftiges, Bild ein. Vergleichsweise ist dann jedoch der Schluss wieder flach und konventionell.
Insgesamt also für mich eine lyrische Berg-und-Tal-Fahrt. Ich glaube, das konzeptionelle Problem des Gedichts besteht darin, dass die starken Bilder, die Strophe 1 und 3 dominieren, einer vergleichsweise banalen Selbstanalyse des lyrischen Ichs gegenübergestellt werden: "Ich habe keinen Namen für Dich und Dich auch nie verstanden" ist vor dem Hintergrund der mächtigen Seelenlandschaft in Strophe 1 und der beklemmenden Verschüttungsfantasie in Strophe 3 zu schwach gefühlt und gedacht.
Dennoch angeregt gelesen!

VG!
S.